11.09.2024

US-Wahlen

«Die resolute Moderation war gerechtfertigt»

Erstmals sind Kamala Harris und Donald Trump in einer TV-Debatte aufeinandergetroffen. Auf SRF begleitete Moderator Arthur Honegger das Duell live in der Nacht auf Mittwoch. Im Interview ordnet der Moderator die Rolle des Faktenchecks ein, und sagt, was ihn geprägt hat.
US-Wahlen: «Die resolute Moderation war gerechtfertigt»
«SRF blickt aus einer Schweizer Perspektive, mit unserem Politikverständnis auf diese Debatten», so Arthur Honegger von SRF. (Bild: SRF)

Arthur Honegger, TV-Debatten im US-Wahlkampf haben Tradition. Wie war diese im Vergleich zu den früheren Duellen?
Bemerkenswert war, dass Kamala Harris aus praktisch jeder Antwort einen Angriff auf Trump gemacht hat – was diesen sichtlich irritiert hat. Er war über weite Strecken in der Defensive, obschon sie es ist, die aktuell in der Regierung sitzt, und er eigentlich der Herausforderer ist.

Das Trump-Lager beklagt, es sei eine Debatte «1 gegen 3» gewesen. Waren die zwei Journalisten von ABC tatsächlich härter zu Trump als zu Harris?
Trump stellt für Journalistinnen und Journalisten eine eigene Herausforderung dar: Er schweift gerne ab, und sagt häufig Dinge, die nicht stimmen. Insofern war die resolute Moderation gerechtfertigt.

«CNN inszeniert so ein Duell sehr amerikanisch»

Die Moderatoren haben immer wieder falsche Aussagen von Trump korrigiert. CNN hat über 30 davon gezählt – und nur eine bei Harris. Wie sehr beeinflusst das Live-Fact-Checking den Verlauf der Debatte?
Es ist wichtig, Falschaussagen zu korrigieren – im Live-Setting ist das allerdings nur punktuell möglich, spielt für den Verlauf also kaum eine Rolle. In den Stunden nach der Debatte wurden online verschiedene umfangreiche Faktenchecks publiziert, was dem interessierten Publikum dann eine bessere Einordnung erlaubt.

Bei der Übertragung von SRF gab es auch zum ersten Mal die Möglichkeit, dank KI, die Debatte übersetzt mit Untertiteln zu verfolgen. Hat das wie gewünscht geklappt?
Ich war mit der Livesendung absorbiert – aber soweit ich gehört habe, hat alles geklappt. Ich finde es wichtig, immer wieder Dinge auszuprobieren, auch um Erfahrungen für künftige Ereignisse zu sammeln.

Die Debatte fand für die Schweiz mitten in der Nacht statt. RTS hat auf eine Liveübertragung verzichtet. Wer sie trotzdem live anschauen wollte, hätte das auf CNN machen können. Welchen Mehrwert bringt die Liveübertragung auf SRF?
CNN inszeniert so ein Duell sehr amerikanisch, mit Stimmen aus beiden Lagern, die das Wortgefecht sozusagen stellvertretend weiterführen. Das tun wir nicht: SRF blickt aus einer Schweizer Perspektive, mit unserem Politikverständnis auf diese Debatten. Wir ordnen ein mit unserem Korrespondenten vor Ort. Und wir bieten eine professionelle Simultanübersetzung für alle, die das Duell auf Deutsch sehen wollen.

Gab es in dieser Debatte einen Moment oder eine Aussage, die das Potenzial hat, in die Geschichte der TV-Duelle einzugehen?
Vielleicht kein Moment für die Ewigkeit, aber mir bleibt der Anfang in Erinnerung, noch bevor die erste Frage gestellt wurde: Harris schreitet zielstrebig auf Trump zu, reicht ihm die Hand und stellt sich vor. Schon da wurde er erstmals auf dem falschen Fuss erwischt. Mit Biden gab es nämlich keinen Handshake.


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