17.09.2019

Neue Zürcher Zeitung

«Die Resonanz war extrem gross»

Ein Ständerat, der in einer Kommissionssitzung extra «falsch» abstimmt: In der NZZ erzählte Bundeshausredaktor Fabian Schäfer am Wochenende eine fast unglaubliche Polit-Geschichte. Gegenüber persoenlich.com erklärt er die Hintergründe.
Neue Zürcher Zeitung: «Die Resonanz war extrem gross»
«Von einem Ständerat, der in einer Kommissionssitzung extra falsch abstimmt, habe ich auf jeden Fall noch nie gehört», sagt NZZ-Redaktor Fabian Schäfer. (Bild: persoenlich.com)
von Loric Lehmann

Herr Schäfer, die Geschichte über die Parlamentarier, die Sie in der NZZ vom Samstag veröffentlicht hatten, hört sich doch schon etwas fantastisch an. Wie sind Sie denn über diese gestolpert?
Das ist mir im Bundeshaus erzählt worden. Allzu genau kann ich jetzt nicht sagen, woher ich das habe.

Mit wem hatten Sie denn genau Kontakt?
Mit den Ständeräten Konrad Graber, Christian Levrat und Roberto Zanetti.

Wie waren die Reaktionen auf die Geschichte?
Ich war selber überrascht, wie viele Reaktionen die Geschichte ausgelöst hat. Wir Journalisten haben manchmal das Gefühl, dass nur Negatives Anklang findet. Dabei habe ich gemerkt, wie gerne die Leute positive Geschichten lesen, vor allem über die Schweiz. Sowas ist auch nur in der Schweiz möglich. Auch involvierte Politiker haben mir geschrieben, sie hätten auf keinen Vorstoss oder Antrag bisher so viele Reaktionen gehabt, wie auf diesen Artikel. Die Resonanz war extrem gross, auch in den sozialen Medien.

Denken Sie, dass solche Deals im Ständerat trotz aggressivem Politbetrieb öfters vorkommen?
Wirklich einschätzen kann ich das nicht. Das weiss man auch nicht genau, weil es schwierig ist, solche Geschichten zu erfahren. Vorstellen kann ich mir das nicht. Von einem Ständerat, der in einer Kommissionssitzung extra «falsch» abstimmt, habe ich auf jeden Fall noch nie gehört. Es ist aber sicher so, dass viele Parlamentarier besser miteinander auskommen, als man meinen könnte, wenn man sie in der SRF-«Arena» miteinander streiten sieht.

Das Ganze wirft ein gutes Licht auf Kollegialität und Fairness im Ständerat. Der Einzige, der schlecht weg kommt bei der Geschichte, ist Christian Levrat: Maturfeier der Tochter versetzen für eine WAK-Sitzung, Besitz eines (unaufgeräumten) Autos, Verlegung des Schlüssels. Was war denn los mit dem SP-Präsidenten?
Ich kann nur sagen, dass er sich überhaupt nicht dagegen gewehrt hat, dass ich die Geschichte niederschreibe. Er hat mir aber noch erzählt, dass er sich dann mit einem Geschenk bei Maurer bedankt hatte. Mit einer Poterie de Gruyère, einem handgefertigten Krug aus seiner Region.

Wird diese Geschichte Konsequenzen haben für Konrad Graber? Schliesslich ist so ein «Abstimmungsdeal» nicht im Sinne der CVP.
Nein, das denke ich nicht. Immerhin ist Konrad Graber bei dieser Geschichte sehr gut weggekommen. Er hat auch betont, dass dies eine Ausnahme war, um dem SP-Präsidenten zu helfen. Er hat es sich gut überlegt. Ausserdem hatten die Bürgerlichen eine komfortable Mehrheit. Grosse Probleme kann er ohnehin nicht mehr bekommen, da er zur kommenden Wahl gar nicht mehr antritt.

 

 

 



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