Einige Journalisten sind mit Politikern oder Wirtschaftsführern, über die sie schreiben, strikt per Sie. Sie wollen damit Distanz und Unbestechlichkeit wahren oder sie wenigstens so demonstrieren. Andere zeigen sich gerne auf Fotos mit den von ihnen befragten Personen, oder sie sammeln deren Unterschriften. Zur zweiten Gruppe gehört «Blick»-Chefredaktor Christian Dorer. Am Freitagmittag twitterte er ein Foto aus Davos. Darauf winkt Donald Trump mit dem «Blick» in die Kamera.
Wir begrüssen unseren neuen Leser @realDonaldTrump @Blickch #WEF18 pic.twitter.com/t8bOq8ZKiH
— Christian Dorer (@ChristianDorer) 26. Januar 2018
Ein von der Bildagentur Keystone erstelltes Video zeigt, wie das Foto entstand. Daraufhin ist auf Twitter innert Kürze eine heftige Debatte über Sinn und Unsinn von Dorers Aktion entbrannt. Laut Keystone wurde das Video über 8000 Mal angeschaut.
Blick-Chefredaktor @ChristianDorer betätigte sich am #WEF18 als Autogrammjäger. @realDonaldTrump machte ihm die Freude. Hier das Video: pic.twitter.com/TnkhI1KO42
— Keystone Video (@keystone_video) 26. Januar 2018
Gegenüber Keystone zeigt sich Dorer erfreut über die vielen Reaktionen. Eine Anbiederung sei das nicht, denn der «Blick» berichte sehr kritisch über Trump. In der Donnerstag-Ausgabe etwa hat das Boulevardblatt 80 Fragen an den US-Präsidenten aufgelistet, zusammen mit einer Telefonnummer, die er anrufen solle.
Peinlich, anbiedernd oder unglaubwürdig: Die Reaktionen auf die Autogramm-Aktion von Blick-Chef @ChristianDorer bei @realDonaldTrump fielen in den Sozialen Medien heftig aus. Was sagt der @Blickch Journalist dazu? pic.twitter.com/8NKlQTcViK
— Keystone Video (@keystone_video) 26. Januar 2018
Trump habe diese Nummer nicht angerufen, sagt Dorer gegenüber Keystone. Darüber wird es sich aber nicht wundern. Denn wäre ein Anruf Trumps tatsächlich das Ziel gewesen, hätte Dorer Trump den «Blick» mitgeben sollen, statt ihn einfach nur signieren zu lassen.
Dorer ist sich dieser Widersprüchlichkeit bewusst: Das mit dem Autogramm sei «eher eine spielerische Aktion» gewesen.