Eklat vor der SRF-Abstimmungs-«Arena»

No Billag - Kurz vor Sendungsbeginn wollte Initiant Olivier Kessler das Setting umstellen und Doris Leuthard selber interviewen – und sich ihren Fragen stellen. Tags darauf kritisiert er Moderator Jonas Projer scharf.

Vor der dritten «Arena»-Sendung zu No Billag kam es am Freitagabend hinter den Kulissen zum Eklat. Das berichtet die «SonntagsZeitung».

Als Moderator Jonas Projer den Gästen den Sendeablauf erläuterte, protestierte No-Billag-Initiant Olivier Kessler. «Etwa zehn Minuten vor Aufzeichnungsbeginn fing er plötzlich an, das ganze Setting der Sendung zu kritisieren», sagt André Moesch, Präsident von Telesuisse, der als Vertreter der Privatsender geladen war. «Er bezeichnete Projer als Billag-Profiteur, der die Sendung deshalb nicht moderieren könne», sagt Moesch. «Dann verlangte Kessler, dass er das Interview mit Bundesrätin Doris Leuthard selber führen könne, da der Moderatur zu wenig unabhängig sei.» Darauf sei Projer nicht eingegangen.

Von einem «Knall» spricht FDP-Ständerat Joachim Eder, der als Initiativ-Gegner in der Sendung auftrat. «Die Stimmung war danach ziemlich gehässig.» Mehrere «Arena»-Gäste bestätigen diese Darstellung und sprechen von einem «krassen» Verhalten. Kessler seinerseits spricht von einer «SRF-Skandal-Arena».

In einem 10'000-Zeichen Facebook-Post legte Kessler am Samstag seine Sicht der Dinge dar. Er spricht von «einem weiteren Musterbeispiel für journalistisches Versagen beim Staatssender SRG». Weiter wirft er dem Moderator vor, die Inititativbefürworter deutlich mehr unterbrochen zu haben als die Gegner.

  

Harsche NZZaS-Kritik

Der «Eklat» hallte auch in der Sendung noch nach, so scheint es. Für TV-Kritiker René Hildbrand jedenfalls war Projer «emotionaler und unausgeglichener» als sonst und Kessler überzeugte gar nicht.

Ungewöhnlich war auch die Kritik in der «NZZ am Sonntag». Unter dem Titel «Projer beschädigt sich – und die SRG» schreibt Autor Francesco Benini, dass im Unterschied zu den früheren Talkshows über dieses Thema die Sendung missglückt sei und zwar gründlich. Das habe an Projer gelegen.  So «aufgeblasen» habe – gemäss NZZaS –  lange kein Moderator mehr durch eine Sendung geführt. Manch ein Fernsehzuschauer, der dem öffentlichen Rundfunk gewogen sei, so das Fazit von Benini, werde sich in diesem Moment gefragt haben, ob es nicht doch besser wäre, der SRG den Geldhahn zuzudrehen. Gebühren für «indiskutable Moderationsleistungen» aufzuwenden, sei jedenfalls schade.

Todesdrohung für Projer

Moderator Jonas Projer, der kürzlich vom Branchenmagazin «Schweizer Journalist» zum «Journalisten des Jahres» gekürt wurde, wurde nach der Sendung auf Twitter massiv bedroht.


Der Initiant Kessler reagierte wiederum via Facebook und rief alle Befürworter und Gegner der Initiative dazu auf, auf Drohungen und Gewalt zu verzichten und anstatt dessen auf den friedlichen Dialog zu setzen:


Ob Projer gegen den anonymen Twitter-Nutzer nun Anzeige erstattet, ist noch unklar. SRF äussert sich gemäss Blick momentan nicht zum Fall. (pd/maw/ma).