Grüne und Susanne Wille sind die Wahlsieger

Wahlen 2019 - Die Grünen und die Grünliberalen haben die Eidgenössischen Wahlen gewonnen. Susanne Wille hat die Wahlsendung von SRF moderiert. Sie war die Siegerin des TV-Marathons.

von René Hildbrand

Es war ein Wahlsonntag mit historischen Sitzgewinnen der jubelnden Grünen und Grünliberalen – und hohen Verlusten für die blutende Parteien SVP, SP, BDP und FDP. Erfreulich: Künftig sitzen mehr Frauen im Schweizer Parlament. Die TV-Zuschauer wurden vom Schweizer Fernsehen und den meisten Regionalsendern ab Mittag gut bedient. SRF-Anchorwoman Susanne Wille begrüsste um 12 Uhr zur Klimawahl. Aus dem Studio 1, mit dem selben (bewährten) Dekor wie vor vier Jahren.

SRF «scheute» auch bei diesen Wahlen weder Kosten noch Mühe. Das ist richtig so. Und das erwarten die Zuschauer. Susanne Wille führte bis in die Nacht hinein durch den Dauerlauf. Sie tat das wie gewohnt hervorragend vorbereitet. Ohne Hänger und Versprecher. Souverän und abgeklärt bis zur letzten Minute. Löblich und professionell: Die Moderatorin verzichtete auf den überschwenglichen und nur bei SRF üblichen Dank an die Kollegen nach jeder Schaltung. Kein Zweifel: Wille ist nach wie vor mit grossem Abstand die beste Frau des Schweizer Fernsehens. Die Hauptausgabe der «Tagesschau» – bestimmt auch an diesem Wahltag mit Superquote – wurde übrigens von ihrem Mann Franz Fischlin moderiert.

Der frühere Anchor Urs Leuthard analysierte die Wahlen anschaulich mit Politikwissenschaftler Lukas Golder (gfs. Bern). Eine gute Falle machten auch Cornelia Boesch und Mario Grossniklaus mit der Vermittlung der Resultate. Gegen 20 Inlandkorrespondentinnen und -Korrespondenten waren im Einsatz. Auch diese machten mehrheitlich einen guten Job. Aargau-Korrespondentin Natascha Schwyn könnte sich mit ihrer Stimme ein zweites Standbein als Sängerin aufbauen. Ausserdem sollte sie sich eine Brille zulegen, damit sie im Aargauer Grossratsgebäude nicht mehr nach längst anwesenden Nationalrätinnen suchen muss. Und Korrespondentin Valentina De Vos aus dem Tessin: Na ja.

Nathalie Christen leitete unter anderem auch diesmal zügig die Elefantenrunde der Parteipräsidenten. Negativ fiel dabei FDP-Chefin Petra Gössi auf. Nicht wegen ihren Äusserungen und Ausreden, sondern wegen ihrer sauren Miene. Grünen-Präsidentin Regula Rytz forderte einen Klimagipfel mit allen Parteien. Und meldete nach ihrem grandiosen Sieg wie erwartet ihren Anspruch auf einen Bundesratssitz an. Dies zulasten der FDP.

Langweilig aber schlecht: Die BDP hat inzwischen weniger Prozente als alkoholfreies Bier und ist in der Politik jetzt so etwas wie GC beim Fussball. Präsident Martin Landolt (hat künftig nur noch zwei Gspänli und Bern) vor der TV-Kamera: «Es wurde noch schlimmer als erwartet. Ich bin ratlos.» Schon fast kurzweilig kamen die Gespräche mit Parlamentariern rüber, die eine grosse Zukunft hinter sich haben: sie wurden abgewählt.

Bei den regionalen Privatsendern heisst der Gewinner auch diesmal TeleZüri. Markus Gilli, Oliver Steffen und Matthias Steimer (Bundeshaus) leisteten von A bis Z tadellose Arbeit. Ebenso ihr Polit-Professor Andreas Ladner. Dem TeleZüri-Kameramann sei empfohlen, den Zuschauern künftig den Schemel von Markus Gilli nicht mehr zu zeigen... Angenehm aufgefallen mit ihrer Wahlberichterstattung sind auch Tele M1 (mit Politologe Mark Balsiger) und TeleBärn (mit Adrian Vatter).


René Hildbrand ist Journalist, langjähriger Fernsehkritiker und Buchautor. Während 27 Jahren war er für «Blick» tätig, danach Chefredaktor von «TV-Star».