14.07.2021

SRF

Harsche Kritik an Heinz-Günthardt-Rausschmiss

Die Absetzung des beliebten Tenniskommentators stösst in den Medien auf grosses Unverständnis.
SRF: Harsche Kritik an Heinz-Günthardt-Rausschmiss
Heinz Günthardt interviewt Roger Federer für SRF bei den Swiss Indoors in Basel: Solche Bilder gehören der Vergangenheit an. (Bild: Keystone/Kurt Schorrer)

«Wieder Knall am Leutschenbach: SRF schmeisst Heinz Günthardt raus!» mit dieser Schlagzeile verkündete der Blick den Primeur, dass SRF in Zukunft auf Dienste des beliebten Tennisexperten verzichte (persoenlich.com berichtete). Der Grund: die hohe Entlöhnung und das mögliche Karriereende von Roger Federer. Für Blick-Sportexperte Felix Bingesser kann dies nicht das alleinige Argument sein: «Allerdings verliert SRF Sport mit dem beliebten und breit anerkannten und geschätzten Tennisexperten ein weiteres Aushängeschild und einen Mann, der die Tennis-Berichterstattung in den letzten 36 Jahren markant geprägt hat.»

«Fernsehen ist ein Skandal»

Wenig Verständnis für den SRF-Entscheid hat auch Francesco Benini in den Zeitungen von CH-Media: «Was spricht also dagegen, einen jüngeren Kommentator mit Günthardt zusammenzubringen? Die Sportabteilung des Schweizer Fernsehens hat zwei Probleme: Sie verliert im Kampf um Übertragungsrechte grosse Veranstaltungen wie die Champions League an die Konkurrenz. Und profilierte Köpfe – wie Steffi Buchli und Jann Billeter – verlassen das Unternehmen. Da könnte man meinen, dass der Sender den Vertrag mit einem profilierten Experten wie Günthardt gerne verlängert. Die Verantwortlichen am Leutschenbach sehen es aber anders. Sie wollen Einsparungen vornehmen.»

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Wenig schmeichelhaft ist auch die Einschätzung des langjährigen profilierten TV-Kritikers René Hildbrand, unter anderem auf persoenlich.com. Unter dem Titel «Fernsehen ist ein Skandal» schreibt er auf weltwochedaily.ch: «Heinz Günthardt hätte bei SRF gerne weiter gemacht. Bei den Frauen gibt es nämlich grosse Potenziale wie Bencic, Golubic und Teichmann, bei den Männern derzeit Dominic Stricker. Wawrinka ist immer noch verletzt. An den Kosten kann es beim Günthardt-Rausschmiss nicht gelegen haben. Allein das seit Jahren verspätete News- und Sportcenter kostet Monat für Monat ein Vermögen. Hunderte von TV-Mitarbeitern sind deswegen stocksauer. Immer mehr von ihnen fragen sich jeden Abend: Wecker stellen oder Kündigung schreiben?»

Der Richtige für die Nach-Federer-Ära

Sportexperte Simon Graf hätte für den entlassenen TV-Experten sogar eine goldene Zukunft bei SRF gesehen, wie er im Tagesanzeiger schreibt: «Günthardt wäre mit seiner Popularität und Erfahrung der Richtige gewesen, um die Schweizer TV-Zuschauer in die Ära nach Federer zu führen. Und vielleicht gibt es fürs hiesige Tennis ja auch ein Leben nach Federer. Talente wie Dominic Stricker, Leandro Riedi oder Céline Naef zeigen verheissungsvolle Ansätze. Viktorija Golubic erreichte in Wimbledon mit 28 erstmals einen Grand-Slam-Viertelfinal. Und die Geschichte von Belinda Bencic ist noch lange nicht zu Ende geschrieben. Doch indem bei SRF Sport ein Klima geschaffen wird, in dem die Stars davonlaufen, oder indem man sie sogar aktiv davonjagt, demontiert man sich selbst. Schade. Die Leidtragenden sind die Gebührenzahler. Die Stimme Günthardts wird vielen fehlen.» (ma)



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