Heftige Kritik an Tweet des Chefredaktors

Schweizer Journalist - Journalisten von «Migros-Magazin», Tagi, SRF oder der «Republik» zeigen «Zimmi» ihr Missfallen sehr deutlich.

von Edith Hollenstein

Ob er sich ins Gespräch bringen will, weil die neuste Ausgabe des «Schweizer Journalist» in diesen Tagen erscheint: Chefredaktor Kurt W. Zimmermann hat es jedenfalls geschafft, die Aufmerksamkeit der Branche auf sich zu ziehen. 

Ein Tweet vom Montag provozierte über hundert Antworten. Zimmermann versucht in seinem Eintrag auf dem Kurznachrichtendienst das journalistische Selektionsverhalten am Beispiel der in einer Höhle in Thailand eingeschlossenen Kinder zu erklären. Die Tatsache, dass und welche Stereotype über Ausländer er dabei verwendet, bringen ihm aussergewöhnlich heftige Kritik ein. Auf seinen Tweet «Enormes Medieninteresse an thailändischen Kindern am Ertrinken. Kein Medieninteresse an Mittelmeer-Flüchtlingen am Ertrinken. Warum? Könnte damit zu tun haben, dass thailändische Kinder nicht in unsere Sozialsysteme einwandern und in der Silvesternacht keine Frauen vergewaltigen» gehen scharfe Antworten ein. Darunter sind solche von in der Branche bekannten Exponenten etwa vom «Migros-Magazin», vom Tagi, SRF oder von der «Republik». 


Am Dienstagnachmittag versuchte «Zimmi» sich in einer Erklärung. Er twitterte: «Hier die gewünschte Ergänzung zu meinem Thailand-Tweet. Man kann die Fragen noch einfacher stellen: Wie viele der 1000 Journalisten, die vor der Höhle stehen, waren zuvor am Mittelmeer, als dort die Dramen spielten? Und warum ist keiner mehr dort? Weil der politische Wind drehte?».

Ob verkaufsfördernd oder nicht, beachtliche Wirkung hat Zimmermann auf jeden Fall erreicht. Das Schweizer Radio und Fernsehen nahm seinen Twitter-Eintrag zum Anlass, den Medienwissenschaftler Michael Haller zu befragen. Er erklärt, was die Höhlengeschichte so attraktiv macht: «Es sind sozusagen archetypische Geschichten, wie wir sie uns von der Antike bis heute immer wieder erzählen wollen.» Und zu Zimmermanns These meint Haller: «Es ist eine Frage, die in die Irre führt, denn es sind zwei ganz unterschiedliche Themenfelder.»