Heikler Deal von Rasch und Bauernverband

Unabhängige Berichterstattung - Die Schweizer Illustrierte lässt sich laut einem Bericht für Artikel bezahlen und kennzeichnet diese nicht. Es handle sich um eine «publizistische Initiative», heisst es von der Chefredaktion.

Der Schweizer Bauernverband will die Coronakrise nutzen, um die Bedeutung und Anerkennung einheimischer Lebensmittel zu unterstreichen. Wie die CH-Media-Zeitungen am Mittwoch berichten, soll er dafür Ringier Axel Springer eingespannt haben.

Der Verlag lasse sich dafür bezahlen, dass Journalisten in den Zeitschriften über die Landwirtschaft berichten, heisst es im entsprechenden Artikel. Konkret genannt wird die Schweizer Ilustrierte sowie das welsche Schwesternblatt Illustré. Dort seien «stets positiv gefärbte Beiträge in Layout und Gestaltung identisch mit den anderen redaktionellen Seiten» erschienen – ohne entsprechende Hinweise für die Leserschaft. Die Zeitschriften würden die Grenzen zwischen Werbung und unabhängiger, freier Berichterstattung missachten.

CH Media bezieht sich bei der Berichterstattung auf ein internes Papier des Bauernverbands, das der Redaktion vorliegt. Demnach dürfte der Verband für die Zusammenarbeit mit dem Verlag rund 300'000 Franken gezahlt haben. Offizielle Angaben gebe es keine. Zum Paket der Partnerschaft zählen neben Publireportagen und Anzeigen, die teils auch in anderen Publikationen des Verlags erschienen seien, auch «redaktionelle Beiträge». Im internen Papier weiter zu lesen sei, dass die Medien wegen der prekären Inseratesituation «zu jeglichen Konzessionen» bereit seien.

«Publizistische Initiative»

In den Printausgaben von Schweizer Illustrierte und Illustré sowie auf den Onlineportalen sind laut CH Media im Rahmen der Aktionen «Mehr Schweiz im Teller» über ein Dutzend Reportagen und Rezeptbeiträge erschienen.

Gegenüber CH Media nimmt die SI-Chefredaktion wie folgt Stellung: «Es ist eine publizistische Initiative von Co-Chefredaktor Werner De Schepper, die nach einem Interview mit Landwirtschaftsminister Guy Parmelin entstanden ist und von diesem auch mit einem redaktionellen Beitrag unterstützt wurde.» Der Bauernverband habe der SI geholfen «bei der Suche nach idealtypischen Bauernhöfen». Gleichzeitig habe Agro-Marketing Suisse, der Absatzförderer der Bauernorganisationen, sich gewünscht, dass die Reportagen auch in anderen Publikationen veröffentlicht werden. So sei daraus dann eine Partnerschaft entstanden. (wid)