"Ich liebe die Privatwirtschaft"

Herr Müller, weshalb haben Sie sich im Herbst für einen Wechsel zu Radio 24 entschieden?
Nach 11 Jahren bei 105 war es für mich der richtige Zeitpunkt, eine neue berufliche Herausforderung anzunehmen. Radio 24 hat eine grossartige Geschichte und es ist mir eine Ehre, bei diesem Sender mitgestalten zu dürfen. Am wichtigsten war mir aber, dass ich in den Gesprächen immer das Gefühl hatte, dass dieser Arbeitgeber das was ich kann, einsetzen will. Ich würde beispielsweise keinem Fussballer empfehlen, bei einem Club zu unterzeichnen, der zwar eine gute Referenz ist, den Spieler aber auf der Ersatzbank parkiert. Natürlich gibt es auch Challenges: Radio 24 ist seit Jahren die Nummer eins und somit auch das erfolgreichste Privatradio hierzulande. Psychologisch gesehen ist das nicht immer einfach, denn als Angreifer ist man grundsätzlich euphorischer. Diese Ausgangslage und die Tatsache, dass Marc Jäggi Programmleiter ist, waren für mich starke Argumente.

Sie bleiben dem Lokalradio treu. War es nie eine Option, beim SRF anzuklopfen?
Ich liebe die Privatwirtschaft und ich stelle mich gerne den Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Es gibt für mich nichts Spannenderes, als sich dem freien Publikum zu stellen. Wäre ich erfolgreicher Bäcker, gäbe es zwei mögliche Gründe dafür: Entweder ich hätte die einzige Bäckerei im Dorf oder ich würde tatsächlich das beste Brot backen. Letzteres würde mich rühren. Und von dieser Emotion lebe ich.

Sie haben als Programmleiter im Radio sozusagen bereits die höchste Stufe erreicht. Wäre deshalb die logische Konsequenz nicht der Wechsel zum Fernsehen?
Es ist nicht so schwierig die höchste Stufe zu erreichen. Es ist schwierig über eine lange Zeit konstant erfolgreich zu bleiben. Das habe ich noch nicht geschafft. Ich werde mich früher oder später dem TV annähern, sofern ich dort eine Existenzberechtigung habe.

Radio 24 hat gegenüber dem Vorjahr 24'000 Hörer verloren. Wie ist dieser Negativtrend aufzuhalten?
Alle relevanten Lokalradios haben Hörerzahlen verloren. Aber nein, ich mache mir keine Sorgen. Im Gegenteil. Radio 24 ist die wohl stärkste Radio-Marke der Schweiz. Das hilft dabei, Radio 24 in Zeiten der Digitalisierung zu einer nationalen Marke mit stark regionaler Verankerung zu machen. Wir brauchen dafür keine aufgeblasenen Marketingevents, für die wir nicht verkaufte Werbezeit als Währung einsetzen - wir haben die Historie und die Relevanz auf unserer Seite. Aber wir müssen die Social-Media-Kanäle besser und konsequenter nutzen. Dafür hilft visueller Content: Wir produzieren heute schon tolle Videos mit unseren Moderatoren auf Radio 24 TV. Das Ziel eines konvergenten Medienhauses muss aber sein, auf dem hauseigenen TV24 eigene Radio24-Formate ausstrahlen. Die Konvergenz also aktiv zu leben, sozusagen.

Wie oft werden Sie die Morgenshow moderieren? Diese hat ja nun mit Ihnen zwei Moderatoren.
Dominik Widmer bleibt der Hauptmoderator und das ist gut so. Ich werde die Show ein bis zweimal die Woche moderieren. 

Was sind Ihre persönlichen Ziele bei Radio 24?
Ich wünsche mir mit diesem tollen Team langfristigen Erfolg - nicht nur in kommerzieller Hinsicht. Die Qualität kann man aber immer verbessern. Menschlich kann man immer wachsen. Ich möchte Leidenschaft erleben und ich möchte, dass wir immer wieder hinterfragen, was wir tun. Wir verkaufen Informationen und Emotionen. Beides sollten wir leben, um authentisch zu sein. Zudem macht die Digitalisierung auch vor dem Radio nicht halt. Ich will bei dieser Entwicklung mit Radio 24 als Innovationsleader vorangehen.

Kann man von Ihnen Neuerungen bei Radio 24 erwarten?
Bestimmt.

Zuvor war Müller bei Radio 105 (heute Planet 105) Programmchef und Morningshow-Anchor. Mit der Teasing-Kampagne "Who the fu** is Jan Müller?" stellt das grösste Zürcher Privatradio den 30-jährigen persönlich vor. Aufgelöst wird die Kampagne morgen Freitag, 6. Februar, auf Radio 24.