Die Bundesratswahlen modellhaft simuliert aus Lego-Nachbildungen: Diese Idee begeisterte die Watson-Leser. Dass die Redaktion die Modelle nicht alleine gebaut hatte, sondern sie zur Verwendung und Weiterentwicklung zur Verfügung gestellt bekommen hat, wird viele Leser nicht besonders kümmern.
Doch innerhalb der Branche löst diese Content-Marketing-Aktion für Microspot, ausgeheckt von der Digital-Marketing-Agentur BlueGlass (persoenlich.com berichtete), eine heftige Debatte rund um die Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten bei Medien auf.
Christof Moser an vorderster Front
Einer, der besonders laut und deutlich Stellung bezieht, ist "Schweiz am Sonntag"-Medienjournalist Christof Moser. Sein Tweet "Lego-Bundesratswahl bei Watson war Werbung – und viele Kollegen waren dämlich genug, sie zu verbreiten" löste auf Twitter und auf Facebook intensive Diskussionen aus:
@phwampfler @watson_news Du bist nicht Journalist, da ists mir eh egal. Journalisten, die das verbreitet haben, machen sich zu PR-Hanseln
— Christof Moser (@christof_moser) 10. Dezember 2015
@christof_moser @watson_news wieso wird werbung (wenn es denn welche war) freiwillig verbreitet? weil: unterhaltsam/spass und lehrreich
— philipp meier (@metamythos) 10. Dezember 2015
Beschwerde beim Presserat
In diesem ganzen Hin und Her ging es vor allem um die Frage, welche Inhalte Journalisten verbreiten sollten. Der Meinung Mosers, wonach sich alle Journalisten, welche das aufwändige Stop-Motion-Video von Watson weiterverbreitet haben zum verlängerten Arm der PR machen, widersprachen einige deutlich. Die Diskussion ging schliesslich so weit, dass Moser auf Facebook ankündigte, im Fall "Legoslative bei Watson" Beschwerde beim Presserat einzureichen.
@christof_moser will @watson_news vor Presserat ziehen. Wenn er gewinnt, bekommt er die Lego-Kiste! https://t.co/LcrjUPbc2X via watson_news
— hansi voigt (@hansi_voigt) 11. Dezember 2015
@thomas_ley @hansi_voigt Erst die Presseratpirouette macht Microspot bekannt. Danke, @christof_moser - was für ein Eigentor.
— michael perricone (@miperrico) 11. Dezember 2015
Sollte der Presserat beigezogen werden, ginge es mit grosser Wahrscheinlichkeit um den Punkt 10 der "Erklärung der Pflichten und Rechte der Journalistinnen und Journalisten" wo es heisst: "Journalisten vermeiden in ihrer beruflichen Tätigkeit als Journalistinnen und Journalisten jede Form von kommerzieller Werbung und akzeptieren keinerlei Bedingungen von seiten der Inserenten". (eh)