In der Schweiz fehlt «gewisse Solidarität»

Internationales Presse-Institut - Die Schweizer seien zu oft überzeugt, «dass es keine Bedrohung gibt», sagte IPI-Präsident Markus Spillmann am Rande des Kongresses in Genf.

Für den Präsidenten des Internationalen Presse-Instituts (IPI), Markus Spillmann, zeigen Angriffe gegen Journalisten in Europa, dass die Pressefreiheit niemals als selbstverständlich gegeben sei. Dies gelte auch für die Schweiz. Die Situation der Pressefreiheit «hat sich den letzten Jahren weltweit verschlechtert», sagte der ehemalige NZZ-Chefredaktor in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Dies gelte nicht unbedingt für die Anzahl getöteter oder angegriffener Medienleute. In mehr Ländern als je gebe es aber Einschüchterungen, Bedrohungen und mangelnden Respekt gegenüber dem Journalistenberuf. Neu sei auch, dass zahlreiche europäische Verantwortungsträger und politische Parteien den Journalismus als «Instrument» nutzten, sagte Spillmann am Rande des am Dienstag eröffneten IPI-Jahreskongresses in Genf weiter.

«Das ist ein glitschiges Terrain», wo es normal sei, die Rolle der Medien in einer Demokratie zu minimieren. In der Schweiz «haben wir diese Art von Problem nicht», ergänzte der Basler. Aber hier «fehlt es manchmal an einer gewissen Solidarität», weil die Pressefreiheit ein «weltweites Problem» sei.

Irritation im Fall Kashoggi

«Irritiert» sei er etwa gewesen, so der IPI-Präsident, von der Haltung der Schweiz im Fall des ermordeten saudiarabischen Journalisten Jamal Khashoggi. Bundesrat Ignazio Cassis habe dem Getöteten vor dem Menschenrechtsrat in Genf eine Hommage gewidmet. Aber Bern habe sich der Erklärung von über 35 Ländern nicht angeschlossen, in der die saudischen Behörden aufgefordert wurden, mit den Ermittlungen der Uno zusammen zu arbeiten.

Die Schweizer seien zu oft überzeugt, «dass es keine Bedrohungen gibt». Die Pressefreiheit sei aber keine selbstverständliche Errungenschaft, sie müsse gepflegt werden. (sda/wid)