Mehrere Medien brechen die Sperrfrist

Schawinski vs. Balthus - Beim Ombudsmann ist der Ärger gross. «Ich bin stinksauer», so Roger Blum. Denn jetzt komme die Eigenleistung der Medien zu kurz. «Alle übernehmen einfach die SDA, die nicht den ganzen Schlussbericht, sondern vor allem das Fazit spiegelt», so Blum.

von Edith Hollenstein

«Schawinski verletzte Menschenwürde von Talkgast Balthus», meldeten am Dienstag mehrere Schweizer Onlinemedien. Diese News hätten sie eigentlich erst am Freitag verkünden dürfen. Doch weil Keystone-SDA ein kleiner Fehler unterlief, den sie trotz Bemühen nicht mehr rückgängig machen konnte, wurde diese Meldung drei Tage zu früh bekannt – noch bevor Salomé Balthus und die Beanstander über den Entscheid des Ombudsmanns informiert waren.

Bereits am Montagabend verschickte SRG-Ombudsmann Roger Blum seinen Schlussbericht zum Fall «Schawinski Balthus». Zehn Beanstandungen waren gegen die Sendung mit der Prostituierten eingegangen. Blum schrieb in seiner Mail in fetter und unterstrichener Schrift: «Sperrfrist Freitag, 31. Mai, um 14 Uhr».

Den Hinweis auf «Freitag» hatte die Schweizerische Depeschenagentur in ihrer Meldung an die Redaktionen schlicht vergessen. Nach Hinweisen versuchte sie, ihre Meldung zurückzurufen respektive zu stoppen (siehe Screenshots unten). Doch das gelang nicht.

Schlussbericht kommt per Post

Bluewin und Tagblatt.ch publizierten die entsprechende SDA-Meldung am Dienstag kurz nach 14 Uhr als erstes, löschten diese jedoch kurz darauf wieder. Doch das genügte, dass auch «Blick» und die NZZ sich entschieden, die Sperrfrist zu brechen – anschliessend weitere Medien, darunter auch persoenlich.com.


Beim Ombudsmann ist der Ärger gross. «Ich bin stinksauer», schreibt er auf Anfrage von persoenlich.com. Denn der Schlussbericht sei jetzt öffentlich, mehrere Tage bevor ihn die Beanstanderinnen und Beanstander in den Händen halten. Blum verschickt seinen Schlussbericht jeweils per Post.

Enttäuscht ist der Ombudsmann zudem, weil seine Rechnung mit der Sperrfrist nicht aufgegangen ist: «Was mich noch viel mehr stört, ist, dass wegen des Bruchs der Sperrfrist die Eigenleistung der Medien zu kurz kommt: Alle übernehmen einfach die SDA, die nicht den ganzen Schlussbericht, sondern vor allem das Fazit spiegelt», so Blum.

Keystone-SDA entschuldigte sich noch am Dienstag via Twitter für den Lapsus.