Natalie Rickli wehrt sich gegen Kritik an Doppelrolle

SRG-Debatte im Nationalrat - Wegen ihren Funktionen als KVF-Präsidentin und Kadermitglied von Goldbach Media gerät Natalie Rickli immer stärker in den Fokus der Medien. Nun äussert sie sich zu den Ausstandsforderungen beim Service-public-Thema. Zudem hat sie beim Presserat Beschwerde gegen einen «Tageswoche»-Kommentar eingereicht.

von Michèle Widmer

Die Angriffe auf sie und ihre Arbeitgeberin Goldbach Media von Seiten der Medien seien in den letzen Tagen krass gewesen, begann SVP-Politikerin und KVF-Präsidentin Natalie Rickli am Dienstag ihr Votum zur Service-public-Debatte im Nationalrat. Konkret sprach sie dabei Berichte über ihre häufig kritisierte Doppelrolle als Präsidentin der Kommissionen für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats und ihrer Funktion als Partner Relation Manager bei der Goldbach Media in Küsnacht an.

Die drei Journalistenverbände SSM, Syndicom und Impressum hatten Rickli am Wochenende aufgefordert, bei der Debatte um den Service public in den Ausstand zu treten. Sie seien überzeugt, dass sich Rickli «nicht dem Verdacht aussetzen möchte, mit ihrem Amt partikuläre Interessen zu verfolgen», heisst es im offenen Brief (persoenlich.com berichtete).

«Besonders absurd»

Die Antwort darauf gab Rickli am Dienstag im Nationalrat: «Mir das Recht abzusprechen im Rat zu reden, ist ein Frontalangriff auf das Schweizer Milizsystem», sagte sie und fügte an: «Dass sich jemand in einem Gebiet, in dem er beruflich tätig ist, nicht mehr äussern darf, ist absurd.» «Besonders absurd» fand Rickli, dass der Brief von Journalistenverbänden stamme, die sich bekanntlich für die Meinungsäusserungsfreiheit stark machen müssten.

Es seien unterschiedliche Meinungen und Erfahrungen aus der Praxis, die zum Milizsystem beitragen würden. Auf Anfrage von persoenlich.com untermauert sie ihre Argumentation am Beispiel ihrer Vizepräsidentin Edith Graf-Litscher von der SP, welche beruflich als Sekretärin bei der Gewerkschaft für des Verkehrspersonals (SEV) tätig ist. «Die Forderung der Gewerkschaften würden ja heissen, dass Frau Graf-Litscher, wenn Sie Ende Jahr von mir das KVF-Präsidium übernimmt, sich nicht mehr zu Verkehrsdossiers äussern dürfte.»

Von Graf-Litscher erhält Rickli denn auch Rückendeckung in dieser Angelegenheit. «Ihr beruflicher Hintergrund ist transparent, womit nichts dagegen einzuwenden ist», sagte die SP-Nationalrätin und fügt an: «Sie macht das super.»

Beschwerde beim Presserat

Bereits vor der Ausstandsforderung der Journalistenverbände sorgte vor knapp zwei Wochen ein Kommentar in der «Tageswoche» für Aufsehen. Im Beitrag mit dem Titel «Wie SRF-Gegner mit SRF reich werden wollen» kritisierte der Journalist Gabriel Brönnimann das geforderte Open-Content-Modell, womit private Verlage SRG-Inhalte für Eigenproduktionen verwenden sollen dürfen. Seine These: Die Privaten wollen sich auf Kosten der Allgemeinheit bereichern. Bebildert wurde der Beitrag mit einer Montage, die Rickli mit einem goldigen Zahn zeigt.

In der Fernmeldekommission den entsprechenden Antrag eingereicht hat allerdings nicht Rickli, sondern GLP-Nationalrat Jürg Grossen, wie er in einem Blog-Beitrag auf persoenlich.com schreibt.

Für Rickli geht der Kommentar in der «Tageswoche» zu weit. Ende Februar hat sie beim Schweizer Presserat Beschwerde eingereicht, wie sie gegenüber persoenlich.com bestätigt. «Der Journalist berichtet irreführend und hat wichtige Elemente unterschlagen», kritisiert sie. Brönnimann hält laut «Aargauer Zeitung» an seinem Kommentar fest. Er habe Rickli keine aktive Rolle angedichtet, sondern einzig «problematische Machtverhältnisse» aufgezeigt, sagt er der Zeitung.