Nur «Watson» will nicht mitmachen

Login-Allianz - Bereits im Spätherbst wollen die Verlage mit dem gemeinsamen Login-Projekt starten. Einzig das Newsportal watson.ch verweigert die Teilnahme. Das sorgt für Ärger.

von Matthias Ackeret

Es war die Sensation des Medienkongresses vor einem Jahr: die wegen Admeira zerstrittenen Verlagshäuser Ringier und Tamedia verkündeten auf einem Vierwaldstätterseeschiff die Gründung einer gemeinsamen Login-Allianz zusammen mit den anderen Medienhäusern CH Media, NZZ und SRG. Letztere setzen aber beim Login auf das Prinzip der Freiwilligkeit und verfolgen damit auch keine kommerziellen Ziele.

Gestartet werden soll mit dem ambitionierten Projekt im Spätherbst dieses Jahres. Dieses Login helfe die persönliche Beziehung zum Nutzer aufzubauen, so Patrick Rademacher, Projektleiter bei Ringier. Knapp 30 Titel aus der Allianz wollen schon bald proaktiv auf deren Relevanz und auch Vorteile hinweisen. Neu müssen sich die User registrieren, um an die Gratisinhalte zu kommen. Aber in einer ersten Phase ist dies noch freiwillig. Aber dieser Registrierungsprozess soll einfach und auch nutzerfreundlich sein, so Patrick Rademacher. 

 «Mit Verständnis und auch Bedauern reagiert»

Doch nun ist der Burgfrieden arg gestört. Diesen Freitag wurde offiziell bekannt, dass sich watson.ch, das sich im Familienbesitz von Peter Wanner befindet, an der ganzen Initiative, die in wenigen Wochen starten soll, nicht beteiligen werde. Für Geschäftsführer Michael Wanner liegen die Gründe auf der Hand: «Wir haben die Marke «Watson» bewusst rein digital lanciert, was das implizite Versprechen Content is Free mit sich bringt. Dieses zu brechen – und sei es auch nur bezüglich Zugang – würden unsere User nicht verstehen und der «Watson»-DNA widersprechen. Zudem sind wir nach wie vor im Aufbau und wollen unser aktuell starkes Wachstum nicht gefährden.»

Wanner betont, dass er damit keine Versprechungen oder Abmachungen verletzt habe. Brisant ist dieser Entscheid aber, da sich die AZ Medien von Peter Wanner zusammen mit der NZZ zu CH Media zusammengeschlossen haben. Michael Wanner betont aber, dass «Watson» nicht CH Media angehöre, weswegen auch kein Interessenkonflikt bestehe.

 «Akt von Opportunismus und Unsolidarität»

Ganz anders tönt es bei den Mitbewerbern. Für Marc Walder ist dieser Entscheid unverständlich, wie er gegenüber persoenlich.com erklärt: «Es handelt sich hier um eine für den Medienstandort Schweiz fundamental wichtige Initiative. Alle haben sich zusammengerauft – und ziehen nun, wunderbar, am gleichen Strick. Ausser Watson. Das ist ein einigermassen beispielloser Akt von Opportunismus und Unsolidarität.»

Ähnlich tönt es bei Tamedia. «Die grossen Schweizer Medienhäuser Ringier, SRG, NZZ/CH Media und Tamedia, haben sich zu dieser Digital-Allianz zusammengeschlossen, weil alle überzeugt sind, dass wir den Medienstandort Schweiz nur gemeinsam nachhaltig stärken können. Dass «Watson» als einziges Medium in dieser Runde nicht mitmachen will, ist nicht nachvollziehbar und in Anbetracht der Teilnahme von CH Media höchst inkonsequent. Ich hoffe, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde», sagt CEO Christoph Tonini. Es ist klar: für die beteiligten Verlage ist die Login-Allianz auch ein Prestigeprojekt und ein Zeichen einer vertieften Zusammenarbeit in wirtschaftlich schwierigen Zeiten. 

Immer noch im Aufbau 

Michael Wanner mag den Ärger seiner Mitbewerber nicht ganz nachvollziehen. Es gäbe Gründe bei diesem Projekt beizutreten, aber auch solche dagegen, meinte er gegenüber persoenlich.com. Im Gegensatz zu den älteren Newsdiensten 20 Minuten online der Blick.ch wachse bei seinem Dienst im Inland die Userzahl immer noch. Durch eine Registrierungspflicht würde diese gehemmt.

Obwohl die anderen Verlage immer noch auf ein Einschwenken von «Watson» hoffen, macht Wanner wenig Hoffnung. Man werde in nächster Zeit nicht auf diesen Entscheid zurückkommen. Im Ausland – so hört man aus Verlegerkreisen – habe sich diese Login-Allianz bewährt.