17.04.2022

Recherche im Grenzgebiet

NZZaS-Reporter von türkischem Militär verhaftet

Katharina Bracher und Sacha Batthyany recherchierten für einen Artikel über Menschenrechtsverletzungen an der türkisch-griechischen Grenze. Die beiden Journalisten und ihr Übersetzer wurden aufgegriffen und 18 Stunden lang vom Militär festgehalten.
Recherche im Grenzgebiet: NZZaS-Reporter von türkischem Militär verhaftet
Die NZZaS-Journalistin Katharina Bracher und der NZZaS-Journalist Sacha Batthyany . (Bilder: zVg)

Für eine Reportage über Menschenrechtsverletzungen an der türkisch-griechischen Grenze waren Katharina Bracher und Sacha Batthyany, beide Journalisten der NZZ am Sonntag, über Monate mehrere Male im Gebiet rund um Edirne, dem Grenzfluss Evros folgend hinab Richtung Thrakisches Meer, unterwegs. Am Sonntag ist ihre Reportage «Euch will hier niemand!» in der NZZ am Sonntag erschienen.

Dabei war der Titel ihres Artikels Programm: Die Journalisten sowie ihr Übersetzer wurden Ende März bei ihrer Arbeit vom türkischen Militär verhaftet. Sie seien einen Feldweg nahe der Grenze zu Griechenland entlang gefahren, um Ausschau zu halten nach Flüchtlingsgruppen, die über den Fluss zurückgewiesen würden, schildert Katharina Bracher die Situation Ende März am Wochenende in einem Newsletter der NZZaS. Die Szene, die sie stattdessen angetroffen hätten, habe den Vorgang auf türkischer Seite gezeigt: In der Ferne sei eine etwa 50-köpfige Menschengruppe aufgetaucht, begleitet von vier Soldaten.

Und weiter: «Überrascht von unserem Aufkreuzen telefonierten die noch blutjungen Soldaten ihren Vorgesetzten herbei. Womit ein stundenlanger Prozess begann, im Verlauf dessen wir um drei Uhr morgens vor einem Staatsanwalt sassen, der uns Spionage vorwarf. Strafmass: fünf Jahre Gefängnis.»

Ihre Forderung eine Anwältin anzurufen, sei ignoriert worden. Erst am Morgen hätten sie die Schweizer Botschaft kontaktieren können. 18 Stunden nach der Verhaftung sind die drei plötzlich freigelassen worden. Warum, sei unklar, schreibt Bracher. Sicher sei aber, dass die Behörden beider Seiten der Grenze es nicht gern sehen würden, wenn die Öffentlichkeit genau wissen wolle, wie die Europäische Migrationspolitik an den Toren zu Europa umgesetzt werde. (wid)



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