Die Lancierung einer neuen Buch- und Medienmesse in Basel hat in der Westschweiz eine Polemik ausgelöst. Der Genfer Buchsalon sieht sich von der zeitgleich stattfindenden "Buch Basel" provoziert. In Basel weist man die Vorwürfe zurück. Für Unmut in Genf sorgt vor allem die zeitliche Überschneidung beider Buchmessen. Der Genfer Salon findet vom 30. April bis 4. Mai statt, die "Buch Basel" wurde auf den 2. bis 4. Mai programmiert. Neu aufgelodert ist die Polemik am Dienstag in der Westschweizer Zeitung Le Matin» unter dem Titel "Sabotage!".
Soviel Geringschätzung und Arroganz gegenüber einer "nationalen Ausstellung wie der unseren" sei unfassbar, erklärte Pierre-Marcel Favre, Präsident des Genfer Buchsalons im Le Matin-Interview. Diese "Sabotage" illustriere einmal mehr den Bedeutungsverlust der Romandie, die von der Deutschschweiz fallengelassen werde.
National versus sprachregional
Favre sieht den nationalen und mehrsprachigen Charakter des Genfer Buchsalons in Gefahr. Gerade in der Ausgabe 2003 sei mit dem Kanton Zürich als Ehrengast eine starke Deutschschweizer Präsenz zu erwarten. Zürich engagiert sich mit einem Budget von 700'000 Franken, um die Zürcher Buch- und Verlagsszene zu präsentieren.
"Die Vorwürfe sind für uns nicht nachvollziehbar, wenn man die Fakten betrachtet", sagte Christoph Lips, Direktor der Basler Buch- und Medienmesse der Nachrichtenagentur sda. Eine Umfrage bei den Verlagen habe ein grosses Bedürfnis nach einer Plattform in der Deutschschweiz Ende April/anfangs Mai an den Tag gebracht. Laut Lips werden in Basel 200 deutschsprachige Verlage vertreten sein, während es in Genf bislang nur deren 40 seien. "Dies zeigt, dass wir einen Grossteil neu dazugewinnen konnten". Für den Buchmarkt, von der Muttersprache der Lesenden geprägt, könne Genf keine nationale Plattform bieten.
Diogenes bleibt Genf treu
Das sieht man beim Zürcher Diogenes-Verlag anders: "Wir haben uns mehr als 10 Jahre dafür engagiert, dass die Buchmesse in Genf eine nationale Rolle spielt", sagt Pressesprecherin Ruth Geiger. "Dieses Ziel geben wir dieses Jahr nicht auf." Ob Diogenes 2004 in Genf oder Basel vertreten sein wird, ist noch offen. An beiden Messen teilnehmen wird der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV). Die zeitliche Überschneidung sei "bedauerlich", sagt SBVV-Geschäftsführer Martin Jann. "Wir können nur wünschen, dass ein Modus der Zusammenarbeit gefunden wird und dass es zu einer Kooperation statt einer Konkurrenz kommt."
Kultureller Austausch