Reda El Arbi verlässt den «Tages-Anzeiger»

Tamedia - Der Respekt fehle, die Stimmung sei so schlecht, dass er sich wundere, dass überhaupt noch produziert wird.

von Edith Hollenstein

Noch bis Ende Juli ist Reda El Arbi beim Tagi angestellt. Zum Abgang, und just in einer Zeit, in der Tamedia wegen des Vorgehens beim Streik in der Romandie öffentlich in der Kritik steht, publiziert El Arbi auf seinem Blog fadegrad.co einen scharfen offenen Brief an Pietro Supino. Der Tamedia-Verleger, respektive die Geschäftsleitung sei sich zu wenig bewusst, dass es ohne Mitarbeiter kein Geschäft mehr zu leiten gebe. «Der gegenseitige Respekt fehlt mir bei Tamedia schmerzlich», schreibt El Arbi. Die Stimmung innerhalb Tamedia sei so schlecht, dass er sich wundere, dass überhaupt noch Inhalte produziert werden.

Dabei müsse man differenzieren zwischen Geschäftsleitung und Redaktion. «Die herausragende Leistung der Kollegen unter dem immensen Druck habe ich immer bewundert. Aber während die Redaktion in einem schwierigen Umfeld ihre journalistischen Leitlinien behalten hat, ist auf Geschäftsleitungsebene der unternehmerische Ethos an den wirtschaftlichen Herausforderungen zerbrochen», sagt El Arbi gegenüber persoenlich.com.

Er verlasse Tamedia mit einem lachenden und einem weinenden Auge und sei den Kollegen und der Chefredaktion sehr dankbar für das Vertrauen und die grosse Freiheit, die er in seiner Arbeitsgestaltung gehabt habe.

El Arbi war früher zu 40 Prozent angestellt. Derzeit bezieht er noch ein Salär für ein 20-Prozent-Pensum als Autor und Produzent des Stadt-Blogs auf blog.tagesanzeiger.ch. Danach will er verstärkt seinem eigenen Geschäft als Dozent für Social-Media-Kommunikation, Berater und Ghostwriter widmen. Er werde weiterhin als freier Autor tätig sein und seinen Blog für seine Stammleser weiterpflegen. Bis 2014 führte El Arbi die Redaktion von Clack.ch. Davor war er Herausgeber und Chefredaktor des 2011 eingestellten Zürcher Satiremagazins «Hauptstadt».