Die Ringier-Gruppe hat entschieden, künstliche Intelligenz – kurz AI – zu ihrem internen Top-Thema zu machen. Ein neu geschaffenes «AI-Board» soll für Ringier mögliche Anwendungen finden. Bereits formuliert wurden vier Regeln, mit denen Ringier arbeiten will.
Ringier-Chef Marc Walder präsentierte am Dienstag an einer Mitarbeiterveranstaltung die vier Regeln, die für den Umgang mit AI (Artificial Intelligence) ab sofort gelten sollen: Die erste lautet, dass Ringier die volle Verantwortung für jeden Inhalt übernimmt, der mit Künstlicher Intelligenz erstellt wurde.
Mitarbeitenden ist es – als zweite Regel – zudem verboten, vertrauliche Informationen in eine AI-Anwendung einzugeben. Allen Mitarbeitenden muss, als dritte Regel, zudem bewusst sein, dass die Rechte an AI-Inhalten nicht Ringier gehören.
AI-Inhalte werden gekennzeichnet
Und die vierte und wohl wichtigste Regel: Ringier wird Inhalte, die mit Hilfe von AI produziert wurden, immer als solche kennzeichnen. Werden also künftig Texte mit Hilfe von GPT oder anderen AI-Anwendungen geschrieben oder Bilder mit Midjourney generiert, will das Unternehmen dies immer transparent machen.
Diese Regeln anzuwenden, werde ausschlaggebend sein, sagte Walder. Das Potenzial für Missbrauch wachse. «Medien müssen aber weiterhin für Vertrauen und Integrität stehen.»
Michael Ringier: «Es braucht Regeln»
Eine neu gegründete Arbeitsgruppe, «AI-Board» genannt, wird sich zudem intern um das Thema Künstliche Intelligenz kümmern. Sie will nicht nur sicherstellen, dass die vereinbarten Regeln angewendet werden, sondern auch mögliche Anwendungen herausarbeiten. Im «AI-Board» Einsitz hat unter anderem Ringier-Chef Marc Walder.
Verwaltungsratspräsident Michael Ringier befürwortet die neu geschaffenen Regeln. Künstliche Intelligenz brauche menschliche Regeln, gerade wenn es um Journalismus gehe. «Die Leute müssen den Medien vertrauen können», sagte er vor den Mitarbeitenden.
AI-Anwendungen generell abzulehnen, kommt für Ringier nicht in Frage. «Das grösste Risiko ist, gar nichts zu tun.»
Mehr Gewinn und Umsatz
Gleichzeitig mit der Mitarbeiterinformation zu Künstlicher Intelligenz veröffentlichte Ringier am Dienstag auch die Geschäftsergebnisse aus dem Jahr 2022. Dieses lief finanziell gut. Der Konzern steigerte sowohl den operativen Gewinn als auch den Umsatz. Wegen einer anderen Unternehmensstruktur liegen die ausgewiesenen Zahlen jedoch unter jenen des Vorjahres.
Ringier machte im Jahr 2022 einen Umsatz von 932,6 Millionen Franken und einen Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) von 104,9 Millionen Franken.
Die Gründe für die tieferen Zahlen: Einerseits übernahm Ringier die früher gemeinsam mit Axel Springer geführten Geschäfte in Ungarn, Serbien, der Slowakei und den baltischen Staaten vollständig.
Anderseits fliessen mit der Lancierung des Joint Ventures SMG Swiss Marketplace Group - zusammen mit der TX Group - die digitalen Marktplätze in der Schweiz nur noch teilweise in die Ringier-Rechnung ein. Ohne diese Veränderungen hätte der Umsatz 1,01 Milliarden und der operative Gewinn 134,4 Millionen betragen.
Digital-Anteil auf 79 Prozent gesteigert
Der Anteil des Digital-Geschäftes stieg im vergangenen Jahr weiter: Bereits 79 Prozent des operativen Gewinns erwirtschaftete Ringier mit Digital-Angeboten, in erster Linie mit Marktplätzen und Medienplattformen. Im Jahr zuvor waren es erst 73 Prozent. (sda/wid)