Roger de Weck warnt vor "Berlusconisierung" der Schweizer Medien

SRG - Finanzielle Engpässe würden die Verlage empfänglich für Einflüsse machen.

Die Politik übt zunehmend Druck auf die Medien aus. Zu diesem Schluss kommt das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) in seinem kürzlich veröffentlichten Jahrbuch zur "Qualität der Schweizer Medien" (persoenlich.com berichtete).

Je grösser die finanziellen Schwierigkeiten der Verlage, desto anfälliger sind sie für politische und wirtschaftliche Einflussnahme, heisst es darin. Diese Gefahr sieht auch SRG-Chef Roger de Weck, berichtet die "Schweiz am Sonntag".

Die zunehmende Politisierung der Presse berge das Risiko einer "Berlusconisierung" der Medien, sagte er dem Westschweizer Radio RTS. Solange es "ein gewisses Gleichgewicht der Kräfte" gebe, sei die Politisierung nicht ungesund.

Wenn aber "tatsächlich der Wille vorhanden wäre, die Kontrolle über die öffentliche Meinung zu übernehmen, käme man in eine Situation wie unter Berlusconi in Italien", sagt de Weck. "Jedermann weiss, dass das ungesund war", zitiert ihn die "Schweiz am Sonntag".

Empfänglich für Einflüsse von aussen

Eine ungesunde Entwicklung machen die Wissenschafter vor allem in der Deutschschweiz aus. Zuletzt habe das nationalkonservative Lager dank potenten Geldgebern Pressetitel übernommen und eine weltanschauliche Neuausrichtung betrieben.

Für seine These führt der FÖG-Bericht drei Beispiele ins Feld. Die "Basler Zeitung" (Christoph Blocher hält einen Drittel der Anteile), die "Weltwoche" (SVP-Nationalrat Roger Köppel ist Alleineigentümer) und die "NZZ".

Erst grosse Proteste der Redaktion hätten die Ernennung Markus Somms ("Basler Zeitung") als neuer Chefredaktor verhindert. Der Fall würde zeigen, dass selbst etablierte Titel in ökonomisch schwierigen Zeiten empfänglich für Einflüsse von aussen seien. (SchwaS)