Sexismus auch bei Medien Realität

#SchweizerAufschrei - «Die mediale Darstellung muss sich ändern», fordert SRF-Moderatorin Susanne Wille in einem Tweet.

von Michèle Widmer

Unter dem Hashtag #SchweizerAufschrei berichten zurzeit verschiedene Frauen, vereinzelt auch Männer, von Sexismus im Alltag. Es sind Geschichten von ungewollten Berührungen, anzüglichen Kommentaren und erniedrigenden Situationen.

Dass die Medienbranche hierbei keine Ausnahme ist, zeigen Erzählungen von SP-Nationalrätin Yvonne Feri. Gegenüber dem «SonntagsBlick» berichtet sie von «anzüglichen Bemerkungen» von Journalisten. «Einer sagte aus heiterem Himmel: ‹Ich will mit dir ins Bett, willst du nicht auch?›» In fünf Jahren habe sie drei solcher Angebote von Journalisten erhalten. Sogar in der Wandelhalle. Dann laufe sie einfach weg, sie wolle ja nicht, dass jemand zuhöre, unabhängig davon, ob es als Witz gemeint war oder ernsthaft. 

Aussehen, Kleidungsstil oder die Frisur

Auch in der Berichterstattung der Schweizer Medien ist Sexismus auszumachen. «Die Medien beurteilen Politikerinnen anders als Politiker», sagt Nationalratspräsidentin Christa Markwalder dem Blatt. Anstatt des politischen Leistungsausweises würden bei Frauen oft Aussehen, Kleidungsstil, Frisur oder ihre Familiensituation ins Zentrum gerückt. «Ich habe noch nie gelesen, dass sich ein kinderloser Mann dafür hätte rechtfertigen müssen», fügt sie an. 

Am Sonntag schaltete sich SRF-Moderatorin Susanne Wille auf Twitter in die Debatte ein. «Ich fordere erneut: Mediale Darstellung muss sich ändern.» Dem Tweet hängt sie einen Screenshot eines Artikels über die Antibabypille, der mit einem halbnackten Frauenpo illustriert wurde, an. 

Und es gibt viele weitere Beispiele dieser Art. Dies zeigt ein Blick auf den Blog Medienpranger, der seit Mitte Jahr Artikel von Schweizer Medien mit sexistischem Inhalt sammelt und hinterfragt. Dahinter steckt eine Arbeitsgruppe von Aktivistin.ch. «Sexistische Berichterstattung ist Alltag in Schweizer Redaktionen», heisst es auf dem Blog. «Das muss nicht sein.»