In Frankreich wiederhole sich die Geschichte, kommentieren die Tamedia-Zeitungen. Ein Wahlsieg Le Pens sei nicht undenkbar. Gewinne Le Pen, wäre das nicht nur eine politische Sensation für Frankreich. Eine Präsidentin Le Pen würde die internationale Weltordnung nachhaltig erschüttern – und Wladimir Putins Stellung massiv stärken.
Macron habe sich gut geschlagen, schreibt die Neue Zürcher Zeitung. Sein Resultat von 2017 habe er laut den Hochrechnungen überbieten können. Das sei ihm trotz einem minimalistischen Wahlkampf gelungen. Doch auf dem Ergebnis der ersten Runde ausruhen könne sich der Präsident nicht. Wolle Macron seine Wiederwahl sichern, werde er überzeugender als bisher auftreten müssen.
Emmanuel Macron bleibe der Favorit, kommentieren die CH-Media-Zeitungen. Verantwortlich für Le Pens Erfolg sei ihr rechter Rivale Eric Zemmour. Gemessen an ihm scheine die Populistin fast moderat. Auch die langjährige Affinität zu Wladimir Putin habe ihr nichts anhaben können. Geschickt habe sie ihr Sozialprogramm gepredigt, ohne die Anti-Immigrationspolitik zu erwähnen.
Le Pen sei Exploit gelungen
Aus der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen in Frankreich sei ein gespaltenes Land hervorgegangen, schreibt die Westschweizer Tageszeitung Le Temps. Der eine Teil der Bevölkerung stehe an der Seite des auf Europa ausgerichteten Emmanuel Macron. Der andere Teil unterstütze Marine Le Pen, die die Meinung vertrete, dass die Zeit gekommen sei, um die sozialen Verwerfungen im Land zu beseitigen.
Um zu gewinnen, müsse Macron mehr in die Waagschale werfen als in der ersten Runde, sind die Freiburger La Liberté, der Walliser Nouvelliste und die Arc-Info-Zeitungen überzeugt. Macron gelte als hochmütig und arrogant. Zwar könne er Kapital schlagen aus seiner Rolle in der Corona-Pandemie und beim Ukraine-Krieg. Er müsse nun aber auf die täglichen Sorgen der Franzosen hören.
Marine Le Pen sei bei den Wahlen ein veritabler Exploit gelungen, kommentieren die Tribune de Genève und 24 Heures das Wahlergebnis. Sie habe geschickt die schwindende Kaufkraft der Bevölkerung thematisiert, namentlich jener, die mit einem bangen Blick die Rechnung an den Zapfsäulen anschauten. Innerparteilich habe sie nach früheren Wirren ihre Autorität zurückgewonnen. (sda/tim)