Soldaten lesen fast keine Zeitung mehr

Zeitungsabos der Armee - Beim Militär bleiben die Zeitungen ungelesen liegen. Darum hat die Armee die Anzahl Zeitungsexemplare für die Kasernen drastisch reduziert. Den Verlagen entgehen 1,1 Millionen Franken.

von Edith Hollenstein

«Blick», «Tages-Anzeiger», NZZ oder je nach Region das «St. Galler Tagblatt» oder die «Aargauer Zeitung»: Es ist seit langer Zeit Usus, dass die Armee in den Pausenräumen viele und verschiedene Zeitungen zur Verfügung stellt. In der Regel sind es etwa fünf bis sieben Titel, die jede Truppe je nach Herkunft ihrer Angehörigen selber bestimmen kann. 

Diese Auswahl gilt noch immer. Doch während es früher etwa sieben oder zehn «Blick»-Exemplare waren, sind es heute gerade noch ein bis zwei. Das gleiche gilt für die anderen Titel wie Tagi, NZZ oder die Regionalen. Denn die Schweizer Armee spart – auch bei den Zeitungen. Vor fünf Jahren hatte sie den Verlagen übers Jahr gerechnet noch vier Millionen Zeitungsexemplare abgekauft, heute sind es noch 800’000 Exemplare. Diese Zahlen aus «Defensio», dem internen Magazin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), bestätigt ein Armee-Sprecher gegenüber persoenlich.com.

Noch eine oder zwei Ausgaben

Die Armee war in den letzten Jahren verstärkt mit dem Problem konfrontiert, jeden Tag ganze Stapel von Zeitungen ungelesen entsorgen zu müssen. «Offenbar hat sich das Leseverhalten der Nutzer geändert. Gedruckte Zeitungen werden in der Armee wie in der übrigen Gesellschaft nicht mehr im gleichen Ausmass wie früher gelesen», so der Sprecher weiter. Deshalb hat die Armee entschieden, pro Standort nur noch eine oder zwei Ausgaben pro Zeitungstitel zu abonnieren. So habe man «das Abfallwesen entlastet» – und: Kosten eingespart.

Das schenkt natürlich ein. Vor fünf Jahren hatte die Armee jährlich 1,4 Millionen Franken bezahlt für Zeitungen, heute sind es noch 300'000 Franken. Der Sparbetrag ist beachtlich: 1,1 Millionen pro Jahr. Doch die Wehrpflichtigen scheinen diese Sparmassnahme nicht zu spüren. Sie lesen entweder die News auf ihren Smartphones – oder gar keine. «Ich habe eh nur wenig Freizeit und gehe lieber schlafen, als dass ich Zeitungen lese», wird in «Defensio» einer von derzeit rund 135'000 Armeeangehörigen zitiert.

«Keine indirekte Presseförderung»

Auch die Armeechefs sehen keinen Nachteil: Auf die Frage, ob es denn nicht wichtig wäre, dass die Wehrpflichtigen in ihrer Dienstzeit mit journalistischen Informationen in Berührung kommen, wo sie doch sonst zum grossen Teil wahrscheinlich vor allem Gratisinhalten beziehen, entgegnet die Pressestelle: «Selbstverständlich können alle Armeeangehörigen, die dies wünschen, weiterhin in den Pausen eine gedruckte Ausgabe ihrer Zeitung lesen. Wir haben lediglich die Anzahl Exemplare pro Titel reduziert.»

Auch wenn das so ist: Durch diese Sparmassnahme der Armee entgegen den ohnehin kriselnden Schweizer Verlagen also jedes Jahr 1,1 Millionen Franken. Doch hier zeigt sich die Armee wenig zimperlich. Die Medienstelle dazu: «Es ist nicht Aufgabe der Armee, indirekte Presseförderung auf Kosten der Steuerzahler zu betreiben».