Sozialdemokrat Helmut Hubacher würdigt Somm

Basler Zeitung - «Der Historiker ist für mich regelmässig Genuss», schreibt der Kolumnist in der BaZ. Und weiter: «Blochers Experiment ist, im Nachhinein beurteilt, ein Irrtum.»

Auf einer ganzen Seite ist am Dienstag in der «Basler Zeitung» der «Versuch einer Würdigung» erschienen. Helmut Hubacher, Kolumnist der BaZ, fragt sich im Titel seines Beitrags: «Wird es ruhiger ohne ‹Blocher-Zeitung›?»

«Basel ist faktisch die letzte Stadt und Region, die ihre eigene Zeitung verliert. Dabei hat sie 1976 als Erste mit der Fusion der ‹National-Zeitung› und der ‹Basler Nachrichten› zur ‹Basler Zeitung› begonnen», so Hubacher, der 1975 bis 1990 SP-Präsident und ab 1963 Chefredaktor der «Basler AZ» war. Die BaZ hätte es nie zum «absoluten Publikumsliebling» geschafft, hätte aber wenigstens keine finanziellen Sorgen gehabt. Doch: «In überschaubarer Zeit mutierte das reiche Unternehmen zum Sanierungsfall.»

Hubacher blickt zurück, wie Financier Tito Tettamanti vorerst mal den Zeitungstitel gekauft habe. «Da er nicht Besitzer bleiben oder Verleger werden wollte, verkaufte er ihn an Blocher. Dessen medienpolitischer Einmarsch in Basel löste ungeheure Empörung aus.» Das Comeback für eine SVP-Parteizeitung sei chancenlos geblieben. «So ist Blochers Experiment im Nachhinein beurteilt ein Irrtum gewesen. Basel-Stadt ist keine SVP-Hochburg. Mit diesem streitsüchtigen Personal schon gar nicht», schreibt Hubacher.

«Es lohnt sich, ihn zu lesen»

Hubacher widmet sich auch dem abtretenden Chefredaktor Markus Somm. «Somms grosse Stärke ist seine liberale Gesinnung. Dass Roland Stark und ich seit Jahren BaZ-Kolumnisten sind, ist keineswegs selbstverständlich», schreibt Hubacher. Somm lasse die andere Meinung konsequent zu. «Das kapiert zu haben, setzt Grösse voraus.»

Somm sei leidenschaftlich Journalist. «Einer der seltenen, die jeden Samstag einen Leitartikel veröffentlichen. Gelegentlich ist er gewöhnungsbedürftig. Brillant geschrieben sind sie alle.» Bei politischen Kommentaren komme es vor, dass Hubacher Luft holen müsse oder einen Kamillentee brauche. Entscheidend sei aber nicht, ob man mit dem Kommentator gleicher Meinung sei, sondern: dass es sich lohne, ihn zu lesen. «Weil er etwas zu sagen hat.»

Am Schluss des Artikels fragt sich Hubacher selbst: «Ist es absurd, wenn ich als Linker Somms Zeitung vermutlich vermissen werde?» (cbe)