«Sprachlich werde ich mich dem Publikum anpassen müssen»

watson - Nach zehn Jahren setzt der «Tages-Anzeiger» den Religionsblog von Hugo Stamm ab - wegen zu wenig Leserschaft. Nun schreibt der Sektenexperte seine Beiträge für das Newsportal «watson».

von Lucienne Vaudan

Zehn Jahre lang schrieb der Redaktor und Sektenexperte Hugo Stamm einen Blog über Glaubensfragen, esoterische Phänomene und die Gefahren, die von Sekten ausgehen.

Nun ist Schluss – zumindest bei Tamedia: «Man hat mir schriftlich kommuniziert, dass der Religionsblog abgesetzt wird. Die genauen Gründe sind mir nicht bekannt», sagt Hugo Stamm auf Anfrage.

Stamm habe eine treue, aber unter den «Tages-Anzeiger»-Blogs die kleinste Leserschaft gehabt, begründet Tamedia-Unternehmenssprecher Christoph Zimmer das Ende des Religionsblogs gegenüber persoenlich.com. «Wir haben deshalb nach zehn Jahren entschieden, den Blog nicht weiterzuführen und neue Schwerpunkte zu setzen», so Zimmer. Stamm werde jedoch auch weiterhin Texte im «Tages-Anzeiger» publizieren.

Neuer Blog auf «watson»

«Nach 40 Jahren Engagement beim ‹Tages-Anzeiger› fällt es mir nicht leicht zu gehen», gibt Stamm zu. Ans Aufhören denkt der 66-Jährige aber nicht. Schon nächsten Samstag erscheint der Religionsblog neu wöchentlich auf «watson». Darin werde es um die vergebliche Mühe von Religionsführern, die Sexualität der Gläubigen zu kontrollieren. Auch das jüngere Publikum von watson, das sich gerne säkularisiert gebe, stelle sich spirituelle Fragen. «Sprachlich werde ich mich dem neuen Zielpublikum wohl etwas anpassen müssen», fügt er an.

Der Name bleibt, die Themensetzung werde aber offener sein, sagt Stamm: «Ich werde auf ‹watson› auch weltanschauliche und politische Fragen aufnehmen, die in ihrem Ausmass pseudoreligiöse oder ideologische Formen annehmen und so die Menschen vereinnahmen.»

Sekten seien immer noch ein gesellschaftlich relevantes Thema: «Grosse Organisationen wie Scientology oder die Zeugen Jehovas verlieren zwar stark an Zulauf, aber kleine Gruppierungen boomen und wegen ihrer Zersplitterung sind sie schwierig zu fassen.»

Bild: Keystone