SVP verwendet falsche Medien-Zitate

Wahlen 2019 - Das «Extrablatt» der Schweizerischen Volkspartei zitiert aus «Nau» und der «Neuen Zürcher Zeitung». Nur: Diese Zitate sind so nie geschrieben worden. Die beiden Medienhäuser distanzieren sich klar von den Aussagen.

von Christian Beck

«Lesen, wie es wirklich ist» steht im Kopf der September-Ausgabe des «Extrablatts». Allerdings nimmt es die Schweizerische Volkspartei in der Wahlkampf-Zeitung nicht so genau. Auf den Splitseiten der Zürcher Ausgabe erscheint der Artikel «Fakten zum Eritrea-Chaos», dazu eine Box mit Zitaten aus den Medien.

«Unfassbare Tat am Frankfurter Hauptbahnhof: Der Gleis-Killer reiste 2006 illegal aus Eritrea in die Schweiz ein», soll die NZZ am 1. August geschrieben haben. Jedoch tauchen weder die Worte «Gleis-Killer» noch «illegal» im besagten Onlineartikel auf. An der Zürcher Falkenstrasse herrscht Irritation. «Es ist klar, dass wir nicht als Quelle genannt werden wollen bei Zitaten, die nicht von uns stammen», so Seta Thakur, Leiterin der NZZ-Unternehmenskommunikation, auf Anfrage von persoenlich.com.

Auch das Newsportal «Nau» wird im «Extrablatt» zitiert: «Viele Eritreer fallen negativ auf. Sie plündern unsere Sozialwerke: Die Sozialhilfequote unter Eritreern beträgt fast 90 Prozent.» Auch hier: Das Zitat ist falsch und wurde so im entsprechenden Artikel nie geschrieben. «Es war mir sofort klar, dass ein solches Zitat nicht von uns stammen kann», sagt «Nau»-Chefredaktor Micha Zbinden zu persoenlich.com. Solch offensichtlich wertende Sätze werde es in «Nau»-Artikeln nie geben. «Zudem sind wir politisch neutral. Die Auflage des SVP-‹Extrablatts› ist riesig, deshalb fürchten wir hier um unsere Glaubwürdigkeit. Und die ist uns wichtig.»

Quelle bezieht sich auf Prozentzahl

Aber wie kommen die offensichtlich falschen Zitate überhaupt ins «Extrablatt»? Silvia Bär, stellvertretende Generalsekretärin der SVP Schweiz, sagt am Dienstag gegenüber «Nau»: «Die Quelle nau.ch vom 8. Juli 2019 wird nur angegeben in Bezug auf die Zahl 90 Prozent der Eritreer. Es handelt sich ja nicht um ein direktes Zitat.» Ein direktes Zitat sei es deshalb nicht, weil «ja keine Anführungs- und Schlusszeichen gesetzt» worden seien. Sie erachte das Ganze als eine «Aussage» der SVP mit Verweis auf die Zahl, die im Artikel erwähnt worden sei.

Diese Begründung erscheint Zbinden fadenscheinig. «Da muss ich schmunzeln», sagt er auf Anfrage. «Die SVP zitiert sich auf Kosten von ‹Nau› quasi selbst. Es ist also in keiner Form korrekt, ‹Nau› als Quelle anzugeben.» Eine Klarstellung der SVP erachte Zbinden deshalb als selbstverständlich. Auch die NZZ wird bei der SVP vorstellig: «Wir werden dies den Herausgebern des ‹Extrablatts› mitteilen und gehen davon aus, dass sie sich in Zukunft daran halten werden», so Thakur.