«Tages-Anzeiger» löscht Lebrument-Porträt

Tamedia - Das Porträt über Somedia-Verleger Hanspeter Lebrument vom Ostersamstag war umstritten. Es beinhaltete markige Formulierungen und basierte auf anonymen Zitaten.

von Edith Hollenstein

Das Porträt, welches am Ostersamstag im «Tages-Anzeiger» erschien, existiert nicht mehr. Wer die URL aufruft, landet auf einer leeren Seite.

Wie die «Weltwoche» in ihrer aktuellen Ausgabe schreibt, hat der Tagi den Artikel über Hanspeter Lebrument zurückgezogen und gelöscht. Die Begründung: «Der Artikel entspricht nicht unseren Vorstellungen über Qualität im Journalismus, weil er weitgehend auf anonymen Quellen basiert, der Porträtierte nicht zu Wort kommt und verschiedene, negative Werturteile nicht belegt sind», sagt Sprecher Christoph Zimmer in der «Weltwoche». Wie das Blatt von Verleger Roger Köppel schreibt, war es der Entscheid von Pietro Supino, den Artikel zurückzuziehen. Der Tamedia-Verleger habe das in Absprache mit der Chefredaktion getan.

«Weltwoche»-Kolumnist Kurt W. Zimmermann kommentiert diesen drastischen Schritt mit «Chapeau, Herr Verleger». Und auch Somedia dürfte damit besänftigt sein. In Chur hatte man sich nämlich sehr geärgert. CEO Masüger hatte den Text als «kreditschädigend» und für den Somedia-Verleger beleidigend taxiert. Sein zusätzlicher Frust: «Dass der Artikel in einer Zeitung von Tamedia erschienen ist, deren Verleger mit Hanspeter Lebrument freundschaftlich verbunden ist und der auch sein Nachfolger als Verlegerpräsident wurde» (perseonlich.com berichtete).

Das Porträt war deshalb umstritten, weil es markige Worte beinhaltete wie «Der Alte vom Berg», «kreisende Geier» oder «MausoLöum» und ausschliesslich aus anonymen Zitaten bestand. Auch der Mann im Fokus, Hanspeter Lebrument, kam darin nicht zu Wort. Tagi-Autor Philipp Loser begründete nach Ostern gegenüber persoenlich.com, dass angesichts des heiklen Themas die Gesprächspartner nur im Schutz der Anonymität zu Auskünften bereit gewesen waren.

Bei Tamedia ist man nun daran, «den Fall intern aufzuarbeiten, um gemeinsam daraus zu lernen», wie Sprecher Zimmer auf Anfrage von persoenlich.com am Donnerstag sagt. Das alles ändere «nichts daran, dass wir Philipp Loser als guten Schreiber schätzen».