Tagi-Artikel über Lonza war eine Falschmeldung

Schweizer Impfstoffproduktion - Die Tamedia-«Recherche» war Ende letzter Woche das grosse Thema, und die FDP wollte gar eine PUK installieren. Doch nun zeigt sich: Der Bericht war falsch. Tamedia musste eine Korrektur publizieren.

von Edith Hollenstein

«Der Bund wollte keine eigene Impfstoffproduktion»: Der Tamedia-Artikel mit diesem Titel vom Donnerstag, 11. März, warf hohe Wellen. Mehrere Schweizer Medien hatten die «Recherche» aufgegriffen. Lonza soll der Eidgenossenschaft eine Anlage zur Produktion eines eigenen Impfstoffs angeboten haben, das Bundesamt für Gesundheit habe abgelehnt.

Das hat die Politik aufgescheucht, und in Bern wurde von der FDP bereits eine Parlamentarische Untersuchungskommission PUK gefordert. Nun zeigt sich: Die Tamedia lag falsch. In der Ausgabe vom Mittwoch publizierte das Blatt eine kleine Korrektur-Meldung, versteckt in einem Einspalter-Kästchen mitten in einem Artikel im Wirtschaftsteil:


Für diese defensive Vorgehensweise gibt es harsche Kritik auf Twitter. Am Donnerstag meldet sich Tamedia via Twitter zu Wort. «Wir haben die Falschmeldung in einem grossen Beitrag präzisiert und zusätzlich den obigen Korrekturhinweis auf dieser Seite platziert», schreibt Tamedia-Redaktor Christoph Lenz.

 

 

«Wir haben transparent korrigiert»

Der am 11. März gross auf der Frontseite platzierte Tamedia-Bericht war Ende letzter Woche das grosse Thema im Land und beschäftigte Bern. Hat dieser Fehler tamediaintern Konsequenzen? Und wie konnte ein solches Recherche-Desaster passieren? Eine Anfrage von persoenlich.com bei Tamedia ergibt darauf keine Antworten.

Kommunikationschefin Nicole Bänninger stellt jedoch ein Statement von Chefredaktor Arthur Rutishauser zur Verfügung: «Wir haben den ursprünglichen Artikel transparent korrigiert und aufgezeigt, was wir darüber wissen, wie der Sachverhalt war. Alle involvierten Stellen wurden immer mit allen Sachverhalten konfrontiert und haben teilweise auch Stellung genommen.» Rutishauser sieht sich bestärkt und kündigt weitere Recherchen an, denn: «Offen bleibt, warum in der Schweiz scheiterte, was in den USA funktionierte. Und dem gehen wir weiter nach.»