«taz» startet türkisch-deutsches Onlineportal

Deutschland - Man wolle der Pressefreiheit ein Exil geben, sagt Chefredaktor Georg Löwisch zur neuen Plattform namens taz.gazete.

Wegen der schwierigen Situation für viele Medien in der Türkei startet die Berliner «tageszeitung» ("taz") ein deutsch-türkisches Internetportal. Auf taz.gazete sollen ab diesem Donnerstag vor allem türkische Autorinnen und Autoren berichten und kommentieren, wie die «taz» am Dienstag in Berlin mitteilte.

Geplant sind zunächst fünf Beiträge pro Woche in türkischer und deutscher Sprache. Das Portal ist den Angaben zufolge eine Reaktion auf die Politik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der immer aggressiver gegen die freie Presse vorgehe. Die «taz»-Redaktorin und Projektleiterin Fatma Aydemir sagte: «Während das autoritäre türkische Regime ein Medium nach dem anderen ausschaltet, geben wir ein neues, freies und unabhängiges Medium heraus».

Beiträge sollen der Kolumnist Aydin Engin liefern, die Journalistin und Autorin Ece Temelkuran, Autoren aus den Redaktionen der regierungskritischen Zeitungen «Cumhuriyet» und «Birgün», sowie der Netzportale «Diken» und «Bianet». Gefördert wird das Projekt über Spenden.

Seit dem Putschversuch von Mitte Juli 2016 hat sich der Druck auf Kritiker der Regierungspartei AKP und des Präsidenten erhöht. Nach Angaben der türkischen Nichtregierungsorganisation P24 sitzen derzeit 148 Journalisten in der Türkei im Gefängnis. Zahlreiche Medien wurden geschlossen. Allein zehn Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung «Cumhuriyet» sitzen seit November wegen Terrorismusvorwürfen in Untersuchungshaft.

Die Organisation Reporter ohne Grenzen spricht von einem «Klima der Angst» in der Türkei. Die «taz» teilte mit, die Idee für das Portal sei nach dem Vorgehen gegen die «Cumhuriyet» entstanden. Damals habe sich die «taz» mit den Kollegen in Istanbul solidarisiert. Nun wolle man Taten folgen lassen, sagte Chefredaktor Georg Löwisch. «Wir wollen der Pressefreiheit ein Exil geben.» Der in der Türkei zu lebenslanger Haft verurteilte frühere «Cumhuriyet»-Chefredaktor Can Dündar ist unterdessen nach Deutschland geflohen. (sda/dpa/wid)