Der Schweizer Presserat hat eine Beschwerde gegen die Weltwoche gutgeheissen. Die Zeitschrift habe mit der Publikation einer Reihe von Onlinekommentaren über den Blogger Reda El Arbi mehrere Verstösse gegen den Pressekodex begangen, heisst es in einer Stellungnahme.
Die Beschwerde wurde von El Arbis Schwester eingereicht und betraf einen Artikel von Claudio Zanetti vom 5. August 2022. Der Presserat konzentrierte sich in seiner Beurteilung auf die Leserkommentare unter dem Onlineartikel. In seiner Stellungnahme kritisiert der Presserat, dass die Weltwoche anonyme Kommentare mit falschen und ehrverletzenden Aussagen über El Arbi und seine Familienangehörigen veröffentlicht habe. Dies verstosse gegen die Richtlinien zur Wahrheitssuche und zur Zeichnung von Onlinekommentaren. Die Redaktion hätte die Kommentare vor der Veröffentlichung sorgfältiger prüfen müssen.
Auch die Berichtigungspflicht wurde laut Presserat verletzt, da die Weltwoche problematische Kommentare erst vier Tage nach einer Intervention löschte und dies ohne Hinweis auf die Korrektur geschah. Besonders gravierend bewertet der Presserat die Verletzung der Privatsphäre von El Arbi und seinen Angehörigen. In den Kommentaren wurden zahlreiche private Details veröffentlicht, die in keinem Zusammenhang mit dem Artikel standen. Dies verstosse gegen die Richtlinie zur Identifizierung und den generellen Schutz der Privatsphäre.
Der Chefredaktor der Weltwoche, Roger Köppel, reagierte trotz mehrfacher Aufforderung nicht auf die Beschwerde. Die Zeitschrift hatte der Beschwerdeführerin mitgeteilt, eine externe Stelle mit der Kommentarkontrolle beauftragt zu haben. Der Presserat betont jedoch, dass die redaktionelle Verantwortung weiterhin bei der Weltwoche liege. (cbe)
