Urs Leuthard warnt vor Stellenabbau

Umzug Radiostudio Bern - Wenn das Berner Radiostudio nicht nach Zürich zieht, müsse anderswie gespart werden, meint der «Tagesschau»-Chef, der die Pläne mitverantwortet. Der Entscheid könnte im September fallen. Nun hat sich auch CVP-Präsident Gerhard Pfister öffentlich dagegen ausgesprochen.

Nach heftigen Protesten gegen die geplante Verlegung von Teilen des Radiostudios Bern nach Zürich, wehrt sich Radio- und Fernsehen SRF für seine Pläne. «Der Umzug ist aus ökonomischer und publizistischer Sicht sinnvoll», sagt Urs Leuthard im Interview mit der «Sonntagszeitung» und warnt vor einem Stellenabbau, wenn der Umzug nicht gelinge: «Wenn das Radiostudio in Bern bleibt, muss das Geld anderswie eingespart werden. Vermutlich würden dann auch Stellen abgebaut», so Leuthard.

Der Leiter der Tagesschau und Projektleiter für den Aufbau des SRF Newsroom in Zürich ist mitverantwortlich für die Umzugspläne. Der Umzug sei wichtig «um im Newsbereich die digitale Entwicklung weiter voranzutreiben», verteidigt er die Pläne seines Senders. Radio- und Fernsehkonsumenten würden durch die Zusammenlegung «schneller und kompetenter informiert werden, insbesondere im digitalen Bereich.»

SRF will die eigene Onlineplatform mit audiovisuellen Beiträgen ausbauen. Leuthard verspricht aber, dass SRF den Online-Bereich nicht auf Kosten der Zeitungen ausbauen würde. «Wir werden uns auf Audio- sowie Video-Inhalte konzentrieren und die Textanteile massiv reduzieren. Die Konkurrenzsituation zu den Verlagshäusern wird dadurch sogar kleiner.»

Baldiges Ende der fünfmonatigen Kontroverse?

Den definitiven Entscheid über den Umzug fällt der SRG-Verwaltungsrat – ob an der ordentlichen Sitzung vom 18. und 19. September oder einem anderen Datum sagt SRG-Sprecher Edi Estermann gegenüber dem «Tages-Anzeiger» nicht. Sicher sei, dass der Verwaltungsrat daran interessiert sei, die nun seit fünf Monaten dauernde Kontroverse bald zu beenden.

Die Umzugspläne stiessen auf breiten Widerstand aus allen Parteien, auch von Politikern, von denen man es nicht erwartet hätte. So etwa von SVP-Mann Adrian Amstutz, der zwar Sparpläne begrüsst, aber nicht an der «produzierenden Front, sondern beim bürokratischen Wasserkopf», wie er gegenüber dem Tagi sagt.

Auch aus den Reihen der CVP – die institutionell stark mit der SRG verbunden ist – kommt heftige Kritik. Zuletzt gar von Parteipräsident Gerhard Pfister: Er werfe der SRG Wortbruch vor und kritisiert damit indirekt den SRG-Präsidenten und Ex-CVP-Fraktionschef Jean-Michel Cina, wie die «NZZ am Sonntag» berichtet. Pfister fürchtet, dass bei einem Umzug Zürich in der Berichterstattung noch dominanter würde, als es heute schon ist. Wolle die SRG sparen, «soll sie doch die Generaldirektion nach Zürich verlegen, das spielt publizistisch keine Rolle», so Pfister gegenüber der NZZaS.

Vor der entscheidenden Phase machen die Gegner nochmals mobil: Am Donnerstag, 30. August, findet auf dem Bundesplatz die Kundgebung «Pro Medienvielfalt» statt, an der bekannte Berner Politiker sowie prominente Kunstschaffende auftreten wollen: Stadtpräsident Alec von Graffenried (Grüne), der Berner Regierungspräsident Christoph Neuhaus (SVP) und Ständerat Beat Vonlanthen (CVP) halten Ansprachen; Schriftsteller Pedro Lenz, Rapper Greis und weitere treten gratis auf. (pd/maw)