«Watson»-Chefredaktor nimmt Einladung an

Weltwoche - Maurice Thiriet kritisiert Roger Köppel scharf. Dieser offeriert ihm eine Replik in der aktuellen «Weltwoche».

«Weltwoche»-Verleger und Chefredaktor Roger Köppel war in Chemniz und berichtete darüber in der Ausgabe vom 6. September (Artikel kostenpflichtig). Auch im Editorial schreibt Köppel über das vor Ort erlebte. Gleichentags schrieb «Watson»-Chefredaktor Maurice Thiriet auf seinem Onlineportal einen offenen Brief: «Lieber Herr Köppel, berichten Sie noch oder gehören Sie schon dazu?» Köppel berichte von den Demonstrationen in Chemnitz und vergesse dabei, Angriffe auf Berufskolleginnen und -kollegen zu vermelden. «Ein grober handwerklicher Fehler.»

Köppel reagierte letzten Freitag auf Twitter: «Lieber Herr Thiriet, habe in Chemnitz ein TV-Team gesehen, das sich auf Privat-Balkon vorzwängte und dann vom Mieter rausgeworfen wurde. Aber schreiben Sie doch aus Zürich eine Replik auf meine Reportage aus Chemnitz. Nächste Weltwoche: 3500 Zeichen?»


In der aktuellen «Weltwoche» sind nun tatsächlich rund 3500 Zeichen (mit Leerzeichen) von Thiriet erschienen. Die «Gegenrede» trägt den Titel «Unvollständige Beweisaufnahme» (Artikel kostenpflichtig). Darin kritisiert Thiriet, dass unter anderem die «antidemokratischen Auswüchse der straff organisierten rechtsradikalen Kräfte in Sachsen» in der Chemnitz-Reportage unerwähnt geblieben seien. Auch weitere Punkte habe Köppel unterschlagen.

«Diese Fakten einfach wegzulassen, macht den thukydideischen Effort des ‹Weltwoche›-Chefredaktors, sich vor Ort und in allen Lagern über die Geschehnisse zu informieren, weitgehend zunichte», schreibt Thiriet. «Jedenfalls dann, wenn man unter journalistischer Arbeit eine Tätigkeit versteht, die es einer demokratischen Bevölkerung ermöglichen soll, einen lösungsorientierten Diskurs zu Problemen und Herausforderungen ihrer Zeit zu führen.» Dies sei nur dann möglich, wenn die Realität der kleinste gemeinsame Nenner der Diskussion sei.

Und dann erteilt Thiriet einen Kürzest-Journalismus-Lehrgang. «Was passiert, wer macht was, cui bono und was sind Rahmenbedingungen und Vorgeschichte?» Diese Fragen hätten beantwortet werden müssen, um eine politische Diskussion führen und sich eine eigene Meldung bilden zu können. (cbe)