Werbekunden zu verärgern liegt nicht mehr drin

Pressefreiheit - Verleger-Präsident Hanspeter Lebrument zeigt in der NZZaS Verständnis für die Einschränkung redaktioneller Freiheit, BaZ-Chef Somm fordert Inserenten gar dazu auf, mehr Druck auf die Redaktionen auszuüben.

Durch den Leserschwund der vergangenen Jahre und dem damit verbundenen Rückgang der Einnahmen stünden Redaktionen zunehmend unter Druck, gegenüber Inserenten Kompromisse einzugehen: «Eine saubere Trennung zwischen dem Werbemarkt und dem redaktionellen Teil einer Zeitung ist viel schwieriger geworden als vor zwanzig Jahren, als es die finanzielle Lage erlaubte, die redaktionelle Unabhängigkeit über alles zu stellen», sagte Verleger-Präsident Hanspeter Lebrument gegenüber der «NZZ am Sonntag». Werbekunden zu verärgern, liege nicht mehr drin.

Noch weiter geht der Verleger und Chefredaktor der «Basler Zeitung», Markus Somm, der ebenfalls im Präsidium des Verlegerverbands sitzt. In einer Sendung auf Radio 1 ermunterte er am vergangenen Montag Inserenten gar, Druck auf Zeitungen auszuüben: «Wenn ihr nicht zufrieden seid mit den Medien, dann müsst ihr aufhören, Inserate zu schalten.»

Hintergrund für diese Aussage war der Entscheid des SVP-Vizepräsidenten Christoph Blocher, im laufenden Abstimmungskampf über das revidierte Asylgesetz keine Inserate zu schalten.

Blocher hatte diesen Schritt in der «Schweiz am Sonntag» damit begründet, dass die Medien im Abstimmungskampf zur Durchsetzungsinitiative einseitig gegen die SVP berichtet hätten und bemühte in einem Interview mit den Zürcher Regionalzeitungen gar einen Vergleich mit den Nationalsozialisten: «Der Kampf gegen die SVP vonseiten der Staatsmedien und von ‹Blick› bis zur NZZ hat mich in ihrer Radikalität an die Methoden der Nationalsozialisten den Juden gegenüber erinnert.»

Somm meinte in der Radiosendung, er fände den Inserate-Boykott sehr gut. «Ich kann das nur unterstützen.» (NZZaS/lcv)

Bild: Keystone