Wie Dominik Kaiser SRF 1 überholen will

3+ - In einem Interview mit der «Weltwoche» kritisiert der Chef der 3+-Sendergruppe den Preiskrieg bei den Sportrechten. Zudem spricht er über den kulturellen Wert von «Die Bachelorette» und darüber, wie die Marktanteile stetig steigen.

Als «König des Schweizer Privatfernsehens», der zum ernsthaften Gegenspieler von SRF geworden ist, wird Dominik Kaiser in einem «Weltwoche»-Interview bezeichnet (kostenpflichtiger Artikel). Der Chef von 3+, 4+ und 5+, der «mit seinem braungebrannten Gesicht und seinem blonden Haar eher wie ein lässiger Surflehrer als wie ein Medienmanager» wirke, spricht im Interview unter anderem über Sportrechte.

«Wir bieten bei der Vergabe von Sportrechten auch mit, allerdings nur bei Top-Veranstaltungen wie den Fussball-Nati-Spielen», sagt Kaiser. «Bisher sind wir aber von SRF mit seinen fast unbeschränkten Mitteln überboten worden.» Zuletzt hätte die Sendergruppe bei den EM-Qualifikationsspielen der Fussball-Nati und der neuen Uefa-Nations-League mitgeboten. Kaiser hätte gehofft, dass SRF ein paar Spiele der Naitonalmannschaft abgebe. «Aber dazu besteht keine Bereitschaft», sagt der TV-Chef. Er wiederholt damit seine Kritik, die er im Januar schon gegenüber «20 Minuten» äusserte (persoenlich.com berichtete).

Kaiser stellt nun in Aussicht: «Nächstes Mal werden wir mehr bieten. Das wird zu einem Preiskrieg führen, am Schluss wird die SRG uns wahrscheinlich wieder überbieten und noch mehr für die Rechte bezahlen.» Diese höheren Kosten zahle dann schliesslich der Gebührenzahler. Die Champions League ohne Schweizer Beteilung gehöre sicher nicht zum Service public. «Das können die Privaten zeigen, ohne dass es den Gebührenzahler etwas kostet.»

«Bachelor» und «Bachelorette» als Service public

Einen Preiskrieg gab es auch bei der Vergabe der Rechte von «The Voice of Switzerland». Kaiser schlug SRF damals vor, die Sendung gemeinsam zu produzieren und die Kosten somit zu teilen. «SRF wollte dies unter keinen Umständen, also kam es zu einem Wettbieten. SRF hat uns dabei überboten.»

Weil die Sendergruppe den Zuschlag nicht erhielt, wurde mit der Produktion von «Der Bachelor» begonnen. Dieser Sendung spricht SRG-Direktor Roger de Weck jeglichen Service-public-Charakter ab. Kaiser dementiert in der «Weltwoche»: «In so einem Augenblick frage ich mich, ob de Weck überhaupt je eine Folge gesehen hat.» Die Formate «Bachelor» und «Bachelorette» seien die einzigen Sendungen, in welchen auf unterhaltende Art verschiedene Bevölkerungsgruppen und Kulturen zusammengebracht würden. «Das ist bester Service public.»

Gerade Eigenproduktionen wie «Bachelor», «Bauer, ledig, sucht…» und andere bescherten 3+ gute Einschaltquoten – und so soll es weitergehen. «Oberstes Ziel ist, zu wachsen», sagt Kaiser im Interview. Mit allen drei Sendern erreiche man in diesem Jahr bei der werberelevanten Zielgruppe im Schnitt einen Marktanteil von neun Prozent. «Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir SRF 1 überholen werden», so Kaiser optimistisch. Um dieses Ziel zu erreichen, würde der grösste Teil des Gewinns reinvestiert: «Wir produzieren mehr Schweizer Sendungen, stellen mehr Mitarbeiter ein, verbessern das Programm.»

Replay-Funktion als Schweizer Eigenheit

Sorgen bereitet Kaiser jedoch das sogenannte Catch-up-TV, also die Möglichkeit, dass das ganze TV-Programm sieben Tage zurückgespult werden kann. «Das ist eine Schweizer Eigenheit und weltweit einmalig», sagt er. Die relevanteste Einnahmequelle, die Werbung, sei dadurch gefährdet. Zusammen mit anderen Sendern kämpft Kaiser für eine «angemessen hohe Entschädigung» durch die Weiterverbreiter wie Swisscom oder UPC. «Schliesslich verdienen die sehr, sehr viel Geld mit unseren Inhalten.»

Übrigens: Würde man Kaiser die Nachfolge von SRF-Direktor Ruedi Matter anbieten, würde er dankend ablehnen. «Ich wäre völlig der falsche Mann.» Einerseits verstehe er nichts von News – er schaut am TV auch keine Nachrichten –, andererseits wolle er sich auf die Zuschauer fokussieren und nicht auf die Politik. (cbe)