«Wir hatten verschiedene technische Probleme»

NZZ-Gruppe - NZZ.at, das Digitalprodukt der NZZ für Österreich, rentiert definitiv nicht. Bereits Ende April wird es eingestellt. Fünf Mitarbeiter erhalten die Kündigung. «Wir haben es ernsthaft versucht und hart dafür gearbeitet», verteidigt sich NZZ-CEO Veit Dengler.

von Edith Hollenstein

Gerüchte gab es schon länger, nun zieht die NZZ den Stecker und beendet das Projekt NZZ.at. «Mit viel Herzblut und einem engagierten Team haben wir als Erste in Österreich ein digitales Bezahlangebot lanciert. Wir haben es mehrmals weiterentwickelt, dennoch blieb es hinter unseren Erwartungen», lässt sich Veit Dengler, CEO der NZZ-Mediengruppe in einer Mitteilung zitieren. Das Medienunternehmen habe nun entschieden, das Bezahlprodukt NZZ.at Ende April einzustellen.

Herr Dengler, was war schliesslich das Tüpfchen auf dem i zur Schliessung von NZZ.at?
Da gab es keinen Aha-Moment. Medienprodukte sind Gewohnheitsprodukte. Es ist klar, dass sie nicht über Nacht zum Erfolg werden. Das zu erwarten, wäre unseriös.

Sondern?
Wir haben es ernsthaft versucht und hart dafür gearbeitet. Seit wir NZZ.at auf unsere gruppenweite Technologie- und Marketingplattform migriert haben, sind die Nutzerzahlen stetig gestiegen – aber doch zu langsam. Deshalb haben wir uns entschieden, das Produkt einzustellen. Zur Innovation gehört es auch, etwas zu schliessen, wenn es nicht den gewünschten Erfolg bringt.

Wo gab es die grössten Herausforderungen zu bewältigen?
Vor allem am Anfang hatten wir verschiedene technische Probleme. Heute bauen wir keine technisch isolierten Produkte mehr, sondern integrieren alle neuen Angebote in unsere bestehende technische Infrastruktur. 2014 waren wir technologisch schlicht noch nicht so weit. Ausserdem ist es anspruchsvoll, ein digitales Bezahlangebot in einem Markt zu etablieren, in dem es keine solchen Angebote gibt.

Wie viele zahlende Abonnenten hatte NZZ.at maximal und am Schluss?
Dazu gebe ich keine Auskunft.

Nun hat die NZZ mit nzzas.ch kürzlich wieder ein digitales Bezahlprodukt lanciert. Welche Erfahrungen helfen, dass dieses erfolgreicher wird als dasjenige in Österreich?
NZZaS.ch ist ein Zusatzangebot für die Abonnenten der «NZZ am Sonntag». Dieser Kanal wird aus der bestehenden Redaktion heraus bespielt. Es ist also nicht vergleichbar mit dem eigenständigen digitalen Bezahlangebot NZZ.at. Wir haben bei NZZ.at aber viel gelernt und viele Erfahrungen gesammelt, die wir jetzt in der ganzen Gruppe nutzen können.

Aufgrund dieses Entscheids wird bis Ende September fünf Mitarbeitern von NZZ.at gekündigt. Den Standort Wien behält die NZZ-Mediengruppe bei. Ihre Internationalisierungsstrategie will die NZZ beibehalten.

NZZ.at lancierte die NZZ-Mediengruppe im Januar 2015. 



*Veit Dengler hat die Fragen schriftlich beantwortet.