05.11.2018

SRF

«Wir müssen stärker auf Augenhöhe kommunizieren»

Die frischgewählte Direktorin Nathalie Wappler sagt im Interview, was SRF vom MDR lernen kann, wie sie mehr junge Menschen erreichen will und warum die journalistischen Grundprinzipien wichtiger denn je sind.
SRF: «Wir müssen stärker auf Augenhöhe kommunizieren»
«Ich habe in den zwei Jahren in Ostdeutschland sehr viel dazugelernt», sagt Nathalie Wappler am Montagabend im Interview mit persoenlich.com. (Bild: SRG SSR/Mirco Rederlechner)
von Marius Wenger

Frau Wappler, herzliche Gratulation zur Wahl als neue SRF-Direktorin. Nach nur zwei Jahren beim Mitteldeutschen Rundfunk MDR kommen sie somit zum Schweizer Radio und Fernsehen zurück. Im Vorfeld wurde oft «frischer Wind» bei SRF gefordert. Reichen zwei Jahre ausserhalb von SRF, um diesen mitzubringen?
Ich habe in diesen zwei Jahren wahnsinnig viel dazugelernt. Gerade auch dadurch, dass ich in Ostdeutschland war. Ich bin dem MDR und der Intendantin Karola Wille unendlich dankbar für die Erfahrung, die ich machen durfte. Durch die Arbeit dort konnte ich meine eigenen Vorstellungen nochmals überprüfen und auch verändern – diesen Wind bringe ich sicher mit.

Was kann SRF konkret lernen vom MDR?
Man kann konkret lernen, was es heisst, in einem sehr schwierigen politischen Umfeld Journalist zu sein. Medienschaffende in Ostdeutschland müssen sich momentan sehr stark damit auseinandersetzen, dass immer mehr Menschen überhaupt nicht mehr damit einverstanden sind, mit dem, was die Öffentlich-Rechtlichen machen. Das hat dort nochmals einen anderen Dreh als bei der No-Billag-Initiative. Damit umzugehen, und sich nochmals sehr genau zu überlegen, was unabhängige Berichterstattung in diesem Umfeld bedeutet – davon kann man bestimmt dazulernen.

«Wir wollen Programme machen, die die Gesellschaft nicht weiter polarisieren»

Sie sagten, dass Sie den Service public stärken wollen (persoenlich.com berichtete). Was meinen Sie damit?
Service public bedeutet ja, Programme für die Gemeinschaft zu machen. Also Programme, die eine hohe Bindungskraft haben und die Gesellschaft nicht weiter polarisieren, sondern die Möglichkeit geben, Meinungen auf eine faire und gute Art auszutauschen. Ich glaube, die journalistischen Grundprinzipien sind wichtiger denn je. In Amerika beispielsweise konsumieren die einen Fox News, die anderen CNN – und die einen schauen niemals die Medien der anderen. Wir müssen wieder lernen zu schauen, was die andern konsumieren – auch für unser Selbstverständnis.

Oft hört man, dass SRF die Jungen nicht erreicht. Welche Lösungen haben Sie dafür parat?
Zum einen: Das stimmt so nicht ganz, denn mit SRF 3 und Virus erreichen wir junge Menschen. Man kann darüber diskutieren, ob es viele oder wenige sind. Mir gefällt nicht, wenn es immer wieder heisst, wir würden sie gar nicht mehr erreichen. Ich glaube, dass viele Angebote, beispielsweise auch auf Youtube, von Jungen genutzt werden, ohne dass sie sich immer überlegen, ob es ein SRF-Inhalt ist. Natürlich müssen wir uns aber darum bemühen, junge Menschen auch mit Information besser erreichen können. Das heisst, wir müssen gegebenfalls an einigen Stellen auch den Ton ändern, wir müssen stärker auf Augenhöhe mit den Leuten kommunizieren und dorthin gehen, wo sie sind.

Sie haben angetönt, dass Sie wieder ein besseres Verhältnis zwischen SRF und den Verlegern schaffen möchten. Mit welchen Massnahmen wollen Sie das erreichen?
Ich habe dazu ein paar Ideen, die ich aber gerne zuerst intern diskutieren würde (schmunzelt).

Sie verlassen Ihre jetzige Funktion als Programmdirektorin beim MDR im kommenden Frühjahr, obwohl Sie bis 2021 gewählt wären. Was war für Sie persönlich der ausschlaggebende Grund für diese Entscheidung?
Wenn Chancen da sind, muss man sie ergreifen können – und dürfen. Ich bin und war sehr gerne in Halle und hätte meine jetzige Tätigkeit beim MDR gerne noch länger ausgeübt. Aber wie es so ist: Irgendwann kam der Moment, wo ich mich entscheiden musste.



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