Zoff um Kündigung von BaZ-Redaktor

Tamedia - Gegenüber Serkan Abrecht wurde kürzlich die Kündigung ausgesprochen. Die Weltwoche verlangt nun zu wissen, dass der BaZ-Journalist wegen eines EU-kritischen Kommentars entlassen worden sei. Tamedia dementiert.

von Loric Lehmann

«Serkan Abrecht, Störenfried, wird stummgeschaltet», heisst der erste Satz in einer kleinen zwanzigzeiligen Meldung der Weltwoche von letztem Donnerstag. Darin behauptet der Weltwoche-Redaktor Florian Schwab zu wissen, dass der genannte Journalist der Basler Zeitung wegen eines kürzlich erschienenen Kommentars entlassen worden sei.

In dem besagten Meinungsbeitrag in der BaZ kritisierte Abrecht die deutsche Regierung, die für die Schweiz bestimmte Atemschutzmasken blockiert hatte. Die Schweiz solle «sich überlegen, ob man mit der EU weitere Verträge eingehen soll». Und: «Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr», schrieb Abrecht in der Basler Zeitung.

Druck aus Zürich

Schwab schreibt daraufhin in der Weltwoche, man wisse «aus Quellen beim Tamedia-Verlag», dass die Zürcher Chefetage nach der Publikation des Kommentars Druck auf den neuen BaZ-Chefredaktor Marcel Rohr ausgeübt hätte, Abrecht die Kündigung auszusprechen.

Auf Twitter führte der Artikel zu regen Diskussionen. Tagi-Journalistin Michèle Binswanger gab sich empört über die Entlassung Abrechts, löschte aber später ihren Tweet. CVP-Präsident Gerhard Pfister verlangte über den Kurznachrichtendienst eine Stellungnahme von Tamedia-Chefredaktor Arthur Rutishauser.


«Quatsch» der Weltwoche

Dieser wollte aber nichts von einem «Druck» aus Zürich wissen und twitterte, man solle nicht «jeden Quatsch» glauben, der in der Weltwoche stehe. Weiter wollte Rutishauser sich nicht öffentlich auf Twitter äussern und verwies auf das Arbeitsrecht.

persoenlich.com verlangte eine offizielle Stellungnahme von Tamedia. Eine Sprecherin zitierte Chefredaktor Rohr wie folgt: «Die Aussage in der Weltwoche ist falsch. Es gab keinen Druck aus Zürich, Serkan Abrecht zu entlassen. Das war mein Entscheid. Ich bitte um Verständnis, dass ich die Gründe auch aus Respekt gegenüber ihm nicht öffentlich darlegen möchte.»