Zwei Fälle von Klickbetrug in der Schweiz

Netmetrix - In den letzten zehn Jahren haben hierzulande zwei journalistische Portale ihre Klickzahlen manipuliert und sind aufgeflogen. Laut Netmetrix liegt ein Fall fünf, der andere zwei Jahre zurück.

von Michèle Widmer

Der Kampf um die Aufmerksamkeit der Leserinnen und Leser ist hart. Im Onlinegeschäft gibt es hauptsächlich eine Währung: Den Klick. Je höher die Zahl der Unique Clients, desto besser kann ein Nachrichtenportal Inseratekunden mit Reichweitezielen für sich gewinnen. Die relevanten Zahlen dazu kommen in der Schweiz von Netmetrix. Die unabhängige und nicht gewinnorientierte Branchenorganisation liefert jeden Monat zertifizierte Daten von über 500 Webangeboten in der Schweiz und in Liechtenstein. Dazu zählen einerseits journalistische Angebote wie zum Beispiel nzz.ch, 20minuten.ch und handelszeitung.ch. Andererseits nutzen Serviceanbieter wie starticket.ch, moneyhouse.ch oder sbb.ch den Dienst. Sie alle entrichten Netmetrix für die Auswertung eine Gebühr.

In der Schweiz stützt sich die Werbewirtschaft bei der Mediaplanung grösstenteils auf die Traffic-Zahlen von Netmetrix. Dem jeweiligen Publikationstag Anfang Monat dürften die Verantwortlichen beim einen oder anderen Portal angespannt entgegenblicken.

Bei Plausibilisierung aufgeflogen

Offenbar wurde dieser Druck in Verlagshäusern zu gross, wie sich nun zeigt. Es gibt in der Schweiz Onlineportale, die auf illegalem Weg versucht haben, ihre Nutzerzahlen zu beschönigen. «In den letzten zehn Jahren gab es zwei Fälle von aktivem Klickbetrug bei journalistischen Angeboten», bestätigt Andreas Stopper, Head of Traffic Measurement bei Netmetrix, auf Anfrage von persoenlich.com. Beide Male seien die Traffic-Zahlen manipuliert worden. In einem Fall sei eine Klickfarm beauftragt worden.

Durch ein Set von automatisierten, technischen Traffic-Analysen sind die Missbräuche schliesslich im Rahmen der regulären Kontrollen aufgeflogen. Beim Monitoring untersuchen die Spezialisten verschiedene Kriterien wie jene des Traffic-Musters. Dabei geht es um den zeitlichen Abstand der Klicks oder den geografischen Standort der IP-Adressen.

Schriftliche Abmahnung

Welche journalistischen Portale bei den Nutzerzahlen betrügen wollten, sagt Stopper nicht und begründet: «Unsere Aufgabe liegt darin, zertifizierte Nutzungs- und Nutzerdaten zu liefern.» Er erwähnt allerdings: Ein Fall liegt rund fünf, der andere zwei Jahre zurück.

Netmetrix kann Plattformen, welche die vertraglich geregelten Publikationsrichtlinien verletzen, sanktionieren. Laut Reglement droht ihnen eine Konventionalstrafe oder die sofortige Vertragsauflösung. «Alle Kunden verpflichten sich vertraglich, keinerlei Massnahmen zu ergreifen, welche den Traffic in irgendeiner Weise reglementwidrig verändern», erklärt Stopper. Bei Verstössen seien in Abhängigkeit des Schweregrades unterschiedliche Sanktionen vorgesehen.

Bei den konkreten Betrugsfällen aus den Jahren 2012 und 2015 hat zuerst eine interne Arbeitsgruppe beraten und eine Empfehlung für das weitere Vorgehen abgegeben. Laut Stopper wurden beide Portale schriftlich abgemahnt und auf mögliche Folgen bei erneutem Missbrauch verwiesen. Die Verantwortlichen hätten sich kooperationsbereit gezeigt. Weil deren Netmetrix-Zahlen noch vor der Publikation korrigiert worden waren, ist heute nicht mehr möglich nachzuvollziehen, welche Portale unrealistische Schwankungen hatten.