Rebellische Töne aus dem Aargau

Rebel-Inc - Das weiss kaum jemand: Dort, wo Sänger Baschi und sein Studiopartner Philippe Merk Songs komponieren, entsteht auch Musik für Werbung. Die beiden haben Audio Branding als neues Standbein entdeckt. Unter den ersten Kunden sind namhafte Brands. Ein Augenschein in der Musikervilla.

von Christian Beck

«Wir sind auch Kommerzschlampen», sagt Sebastian Bürgin mit einem breiten Lachen. Wenn das Gott wüsste.

«Wenn das Gott wüsst», «Gib mer ä Chance», «Bring en hei» oder «Stahn uf» sind bekannte Songs von Sebastian Bürgin. Als Baschi wurde er durch die SRF-Castingshow «MusicStar» bekannt. Der damals 17-Jährige schied als Sechstplatzierter frühzeitig aus. Und hatte trotzdem Erfolg. Seither erscheinen regelmässig neue Alben. Das nächste soll 2020 auf den Markt kommen. Kaum bekannt ist, dass im selben Studio, wo Baschi und sein Gitarrist Philippe Merk Songs komponieren, auch Musik für Werbung entsteht.


Zusammen mit Merk gründete Sebastian Bürgin 2012 die Produktionsfirma Rebel-Inc im aargauischen Möhlin. In der unter Denkmalschutz stehenden schneeweissen Direktionsvilla des ehemaligen Bata-Schuhkonzerns entstehen seither nicht nur die typischen Baschi-Songs – die beiden produzieren auch Musik für andere Künstler. Und eben: Das neuste Standbein ist Audio Branding. «Schliesslich gehört ja Geld verdienen auch dazu», sagt Merk, ebenfalls mit einem Lachen, am rustikalen Holztisch sitzend. «Es ist aber auch eine spannende Arbeit.» Zu den ersten Kunden gehören Mövenpick Sparkling Coffee, die Krankenkasse KPT und der Uhrenkonzern Breitling. «Mit der Kampagne für Breitling haben wir unsere Sporen abverdient. Das wurden drei schöne Videos», so der mittlerweile 33-jährige Bürgin.


Der 40-jährige Merk, der Musik studierte, ist ausführender Produzent. Während des Entstehungsprozesses eines Audio Brandings sind Bürgin und er stets im Austausch. Es gebe ja durchaus auch Parallelen zwischen dem Songschreiben und einem Audiologo für eine Marke. «Jeder gute Song hat einen Hook, also eine Melodie, die im Ohr kleben bleibt», so Baschi. Bei der akustischen Markenführung bleibt einfach viel weniger Zeit – das ist der grösste Unterschied. «Das höchste Ziel eines Audio Brandings ist es, dass man die Marke innert drei Sekunden erkennt.» Das sei eine Herausforderung, die ihren Reiz habe.


Die allergrösste Herausforderung ist aber, überhaupt an Aufträge heranzukommen. «Haben wir den Kunden erstmal, liefern wir auch ab», erklärt Bürgin, der auch als Türklinkenputzer unterwegs ist. Bis zum Abliefern ist es aber teils ein harter Weg. «Ich hantiere oft mit nur drei Tönen, das aber acht, neun Stunden lang», so Merk. «Das macht einen halb wahnsinnig.» Für den Soundtrack der drei Breitling-Videos arbeitete Rebel-Inc gar über zwei Monate lang, Dutzende Versionen wurden produziert. Dann das fertige Produkt am Fernsehen oder im Kino zu sehen, sei «schon geil», sagt Phil Merk. «Das ist vergleichbar, wie wenn ein eigener Song am Radio läuft. Das gibt einfach ein gutes Gefühl», ergänzt Bürgin.


Audio Branding ist nicht das einzige neue Standbein von Rebel-Inc. Künftig soll das Studio vermehrt auch für Events offenstehen. Die zweistöckige Villa, von Bürgin und Merk selber äusserst stilvoll eingerichtet, bietet sich an für Veranstaltungen. «Dabei können die Gäste Teil des Studios werden, indem sie beispielsweise an einem Song für die eigene Firma mitwirken», so Bürgin. Und Merk meint, während sein Blick über die eine Hektar grosse Gartenlandschaft samt Swimmingpool schweift: «Es ist doch schön, wenn das Haus lebt.»