Auf der NZZ wächst der Unmut. Wie die SRF1-Radiosendung "Echo der Zeit" am Sonntagabend berichtet, liegen die Nerven an der Falkenstrasse blank. "Wir stehen unter Schock", schildert Personalkommissionspräsidentin Brigitte Hürlimann die Stimmung auf den Redaktionen. Denn, neben der Schliessung der Druckerei, sei das Gerücht um die Einsetzung von Markus Somm als Chefredaktor schon die zweite schlechte Nachricht innert weniger Tage.
Etienne Jornod schweigt
Dass Verunsicherung herrscht, sei sehr gut nachvollziehbar, sagt Felix E. Müller, Chefredaktor der "NZZ am Sonntag". "Echo der Zeit" berichtet zudem über die zunehmende Kritik am Kommunikationsverhalten von Geschäftsleitung und Verwaltungsrat. Bisher haben sich weder Veit Dengler, noch Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod zu den Spekulationen geäussert. Auch Müller hofft auf baldige Klärung: "Es sollte rasch Sicherheit geschaffen werden, wie es personell, also publizistisch, weiter gehen soll."
NZZ ist eine Institution
Wie Müller bereits in einem Kommentar "Einen 'Freisinn blocherscher Prägung' gibt es nicht" ausführte, ist für ihn ein Schulterschluss von SVP und FDP unmöglich, denn "die heutige SVP beruht auf einem völlig anderen weltanschaulichen Fundament als die liberale FDP", schreibt Müller. Und gegenüber "Echo" erklärt er, die NZZ sei nicht einfach eine Zeitung, sondern eine Institution. "Die NZZ verkörpert das Millieu derjenigen, die diese heutige Schweiz gegründet haben. Und wenn es in dieser Zeitung grosse, fundamentale Veränderungen gibt, löst dies unweigerlich einen Wellenschlag in Politik und Gesellschaft aus."
Dass mit Markus Somm nun ein SVP-naher Chefredaktor eingesetzt werden soll, ist für Müller nicht vorstellbar: "Längerfristig gesehen, wird diese Zeitung die politische Stimmung prägen und mitbestimmen können, darum ist es nicht egal, welche Person an der Spitze dieses Hauses steht". (eh)
