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Das Beste kommt zum Schluss

Dieser Tage hatte der selbsternannte «Verein für Medienvielfalt» seinen grossen Auftritt in der gedruckten, elektronischen und digitalen Medienwelt der Deutschschweiz (persoenlich.com berichtete). Dieser Verein besteht aus einem ehemaligen ultralinken Medienprofessor namens Bonfadelli und einigen SP-Möchtegern-Linkspopulisten aus Winterthur.

Immerhin, sie haben es fertig gebracht, praktisch in allen Medien eine hohe Beachtung auszulösen. Was auch keine Kunst ist: Man nehme den Namen Blocher und schon zittern die linken Medien – also 90 Prozent aller Schweizer Journalisten – vor Aufregung. Dies, um ja nicht den Zeitpunkt zu verpassen, um die wahre Gesinnung von Blocher endlich zu beweisen und entlarven zu können, warum er die «Winterthurer Zeitung» gekauft hat. Nun bekamen sie «Facts and Figures» in Form einer Auswertung der Anzahl Artikel mit SVP-Bezug versus den Linksparteien. Und siehe da, die Zeitung ist zu einer SVP-Zeitung geworden.

Es ist unerhört, in 30 Prozent der Artikel wurde der Name SVP gesichtet. Während den Gemeinderatswahlen stieg der Wert sogar auf 60 Prozent. Ich, als Mitverantwortlicher, bin über diese Resultate wirklich sehr beunruhigt, hatten doch alle Artikel mit SVP-Nennung höchste politische Relevanz. Zum Beispiel ein Bericht über das Jodlerfest mit dem OK-Chef Josef Lisibach, SVP. Oder über den Winterthurer Weihnachtsmarkt mit OK-Chef Norbert Albl, SVP. Oder sind es eventuell die bezahlten PR-Beiträge des Hauseigentümerverbandes HEV mit Hans Egloff, SVP? Oder gar die bezahlten politischen Kolumnen, die allen Parteien zur Verfügung stehen? Und auch genutzt werden, vor allem in den Wahlmonaten – zum Beispiel SVP (5 Kolumnen), FDP (10), Grüne (5), Grünliberale (5), CVP (5), BDP (5). Und wie sieht es bei den Linken aus? Die SP und die Juso haben von diesem Angebot keinen Gebrauch gemacht, also Menge 0. Als Verantwortlicher darf ich feststellen: Zum Glück hat die «Winterthurer Woche» vor den Wahlen von der SVP bezahlte Anzeigen erhalten – leider nicht so viele wie unsere Konkurrenz auf dem Platz Winterthur, dem «Landboten», der zu 50 Prozent linker Tagi-Inhalt publiziert.

Oh, fast hätte ich es vergessen. Der Name «Blocher = SVP» erscheint natürlich auch jede Woche in unserer Zeitung. Manchmal mit bezahlten Veranstaltungsanzeigen, für die wir ihm sehr dankbar sind. Im Dezember beispielsweise, als er Anzeigen schaltete (und auch bezahlte) für seine traditionelle Neujahrsrede, in welcher dieses Jahr drei grossen Winterthurer würdigte. Politisch hoch brisant, ich würde verstehen, wenn die SP-Aufpasser hier einige Prozentpunkte dazugerechnet haben.

Aber das Beste kommt zum Schluss, nämlich die wöchentliche Kolumne von Herrn Blocher himself. Die sind wirklich hochpolitisch, schreibt er doch über schöne Bilder, Mozart-Musik, der Fluch der guten Tage, Wohltätigkeit, Weihnachtsgeschichte und so weiter.

Vielleicht war es seine Weihnachtskolumne, die die SVP-Nennung in der «Winterthurer Zeitung» in die Höhe getrieben hat. Da hat er nämlich geschrieben, dass eines seiner vielen Enkelkinder das Samichlaus-Versli vergessen und dann aus lauter Verzweiflung dem Samichlaus den Reim «Fuchs du hast die Gans gestohlen, gib sie wieder her, sonst wird dich der Jäger (SVP) holen mit dem Schiessgewehr» vorgetragen hat. Diese Kolumne, gleich mit zwei Blochers im Inhalt, Grossvater und Enkel, war wohl ausschlaggebend, dass die SVP-Präsenz in der Zeitung deutlich politischer wurde und der Anteil Artikel mit Blocher-SVP-Inhalt auf den Spitzenwert von 60 Prozent getrieben hat.

Auf diesem – leider tiefsten – Niveau bewegt sich dieser Verein, der unter dem Decknamen «Verein für Medienvielfalt» genau diese Vielfalt verhindern will, indem er bereits nach Gründung an alle Haushalte im Raum Winterthur Briefkastenkleber mit der Aufschrift «Bitte keine Winterthurer Zeitung» verschickt hat. Und bereits angedroht hat, es bald wieder zu tun. So sieht die Medienvielfalt der Linkspopulisten aus. Vielfalt ist links. Und rechts ist nichts.



Rolf Bollmann ist Verwaltungsrats-Delegierter der Zeitungshaus AG.

Unsere Kolumnisten vertreten ihre eigene Meinung. Sie deckt sich nicht in jedem Fall mit derjenigen der Redaktion.

 

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KOMMENTARE

Victor Brunner
28.01.2019 12:26 Uhr
Was hat der "Medienprofessor namens Bonfadelli" gemacht. Er hat die WZ durchforstet und die Veränderungen dokumentiert. Veränderungen zugunsten SVP. Den gleichen Weg hat die BAZ gemacht, mehr SVP, mehr Rechtspopulismus und ist damit krachend gescheitert. Bollmann und die Zeitungshaus AG können nur mit wöchentlichen Gratisblättern bestehen. Bonfadelli hat einen wichtigen Beitrag geleistet. Seine Ergebnisse sind dokumentiiert und prüfbar! Entspricht seiner Arbeitsweise und der der "Möchtegern-Linkspopulisten", seriös geprüft. Bollmann ärgert das natürlich da er einst versprochen hat die WZ als neutrale Zeitung zu positionieren, was sich jetzt als krasse Unwahrheit herausgestellt hat!
Carlo Caminada
28.01.2019 09:46 Uhr
Hier im Blog wird nur quantitativ argumentiert (und leider versucht, die Ergebnisse der Studie damit lächerlich zu machen). Die Untersuchung mass aber vor allem die relative Entwicklung. Wie sehr hat sich die Nennung von SVP, Blocher, etc verändert seit der neuen (rechten) Eigentümerschaft. Diese Zahlen sind auffallend!
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