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Doris Leuthards Vermächtnis

Zufällige Symbolik muss nicht falsch sein. Als am Donnerstag vor einer Woche der Verlegerverband in Luzern seine Generalversammlung abhielt, verkündete zeitgleich Medienministerin Doris Leuthard ihren Rücktritt aus dem Bundesrat. Was nicht einer gewissen Ironie entbehrt: Die Schweizer Verleger gehören bekanntlich nicht zu den grössten Leuthard-Fans. Doch vor lauter magistraler Emotionalität ging eine ihre Hauptforderungen unter. So forderte Verlegerpräsident Pietro Supino weitere 90 Millionen Franken Unterstützung für die Postzustellung. Ansonsten gäbe es in der Schweiz schon bald keine Zeitungen mehr.

In normalen Zeiten hätte dies einen Riesenaufschrei erzeugt. Doch dies ist lange vorbei: Seit Google und Facebook mehr Werbegelder akquirieren als die restlichen Medienunternehmen zusammen, schockiert nur noch wenig. Der Protest der Berner Radiomitarbeiter gegen ihre Verlegung nach Zürich ist die Ausnahme, die die Regel bestätigt – und erinnert an eine Zeit, als die Halb-ein-Uhr-Nachrichten von Radio Beromünster Pflichtstoff waren.

Aber dies ist definitiv Vergangenheit: So ist das neue Mediengesetz nicht nur als Doris Leuthards medienpolitisches Vermächtnis zu werten, sondern auch als staatlicher Versuch, die ganzen Umwälzungen monetär abzufedern. Pietro Supino hat aber erkannt: Alle profitieren, mit Ausnahme der Verleger.

Was nichts an der Tatsache ändert, dass mit Doris Leuthard die bisher einzige Bundesrätin mit Kennedy-Faktor abtritt. Für Zürcher der schmerzhafte Beweis, dass auch Klischees falsch sein können: Sie stammt aus dem Aargau.

 

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