Würde er zum Zürcher SVP-Präsidenten gewählt, höre er auf zu twittern, so das Wahlversprechen von Claudio Zanetti. Gewählt wurde trotzdem ein anderer. «Vielleicht war das ein Votum der Parteifreunde, dass zac1967 (so sein Name auf Twitter) unbedingt weitermachen müse», mutmasst man beim «Tages-Anzeiger».
Die Zürcher Tageszeitung nahm dies zum Anlass, die Twitteraktivitäten von Zanetti zu analysieren, ohne jedoch auf die inhaltlichen Steilpässe einzugehen, die Zanetti gerne liefert: Rund 39'100 Kurzbotschaften hat der Politiker in den letzten fünf Jahren formuliert, durchschnittlich über 20 pro Tag. Es gäbe da zwar zwei drei andere, die ihn übertreffen, aber die seien entweder länger dabei, oder machten beruflich etwas mit Social Media, resümiert der «Tagi».
Zanetti schläft nie
Die Analyse der Twittertätigkeiten zeigt weiter, dass der SVP-Politiker sieben Tage die Woche am Werk ist: «Zanetti beginnt spätestens um 8 Uhr morgens, läuft gegen Mittag zur Hochform auf und legt um 17 Uhr, wenn die Pendler auf ihre Smartphones starren, nochmals zu». Nach dem Abendessen produziert zac1967 wieder Tweets bis Mitternacht. Das einzige Zeitfenster zwischen November 2015 und April 2016 ohne Zanetti-Tweet ist zwischen 5 und 6 Uhr in der Früh.
Aber nur 60 Prozent der Tweets seien von Zanetti selbst verfasst. Der Rest sind Retweets: Auf Platz 1 seiner Vorlagen kommt Kantonsratskollege Claudio Schmid, aber auch die Botschaften des EU-Kritikers Nigel Farage und des US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump verbreitet Zanetti gerne weiter.
4400 Personen folgen dem Twitter-Profi – kein Spitzenwert, aber immerhin eine sehr solide Basis. Geboten bekommen Zanettis Follower Twitterperlen zu den Themen Brexit, Schweiz, SRF, Merkel, DSI, SVP, Linke, Europa, Wertegemeinschaft. Ebenfalls in Zanettis Sortiment: AFD, Ukip und «alles, was raus aus der EU will».
Die Top drei von Zanettis Tweets der letzten fünf Monate thematisieren den «Schwachsinn» der EU, Sturmgewehre zu verbieten, «Die Muslime» und «Islamisierung».
Platz 1:
Die EU lässt keinen Schwachsinn aus: nun will sie Schweizern das Sturmgewehr verbieten https://t.co/6aCmyMjJ5O pic.twitter.com/MBOHfbBEgt
— Claudio Zanetti (@zac1967) 19. Februar 2016
Platz 2:
"Die Muslime" gibt es nicht. Dafür gibt es "die Rechten", "die Populisten", "die Reichen" oder "die Waffenbesitzer".
— Claudio Zanetti (@zac1967) 1. Januar 2016
Platz 3:
An Qualitätsjournalisten und andere, die schwer von Begriff sind: Das ist es, was mit Islamisierung gemeint ist. https://t.co/6dLZtSBGr9
— Claudio Zanetti (@zac1967) 3. April 2016
(lcv)
