11.01.2011

Wikipedia

Schönste Schnitzer im Überblick

Von nicht existierenden Inseln und plumpen Studentenscherzen.

Das Wort "Wiki" stammt aus dem Hawaiianischen und heisst "schnell". Gerade diese Eigenschaft macht auch Wikis aus: Es handelt sich um Websiten, die jeder Benutzer ohne grossen Aufwand bearbeiten kann. Alles was er dafür braucht, ist ein Browser. Die Veränderungen sind in der Regel sofort sichtbar. Alte Versionen werden abgespeichert, jeder Schritt kann nachvollzogen werden. Das bekannteste Wiki ist das Online-Lexikon Wikipedia. Aber auch immer mehr Firmen nutzen das Wiki- Prinzip, etwa fürs Wissensmanagement.

Viele Wikipedia-Artikel sind genau so akkurat wie ihre Gegenstücke im Brockhaus oder der Encyclopaedia Britannica. Die Autorengemeinschaft pflegt aktuelle Ereignisse nicht selten binnen kürzester Zeit ein und bügelt Fehler meist schnell wieder aus.

Wenn die "Weisheit der Vielen" versagt, kann es allerdings zu peinlichen Pannen kommen. Einige Schnitzer im Überblick:

- In dem Artikel über den amerikanischen Journalisten John Seigenthaler Sr. stand im Jahr 2005 mehrere Monate lang zu lesen, dass dieser in Verbindung mit den Morden an John F. Kennedy und dessen Bruder Robert gestanden haben soll. Jemand hatte sich einen Scherz erlaubt und die falschen Angaben eingefügt.

- Der schottische Call-Center-Angestellte Alan Mcilwraith legte im Oktober 2005 einen Wikipedia-Artikel über sich selbst an und behauptete, ein hochdekorierter Kriegsheld zu sein. Im April 2006 deckte eine Zeitung den Schwindel auf. Der Artikel existiert noch heute.

- Im November 2005 wurde bekannt, dass in der deutschsprachigen Wikipedia fast der gesamte Bereich Philosophie mit Artikeln aus älteren DDR-Lexika gefüllt worden war, die die marxistisch-leninistische Staatsphilosophie wiedergaben.

- Mehr als zehn Monate existierte in der englischsprachigen Wikipedia ein Artikel über die Insel Porchesia vor der syrischen Küste. Im September 2006 flog der Schwindel auf.

- Im Mai 2006 stellte sich heraus, dass der Siemens-Konzern den Eintrag über den damaligen Vorstandschef Klaus Kleinfeld schönschreiben wollte. So wurde seine Rolle beim Verkauf der Handy-Sparte positiver dargestellt.

- Der ETH-Informatikprofessor Bertrand Meyer starb laut Wikipedia am Heiligen Abend 2005. Nach fünf Tagen wurde der Fehler entdeckt. Es soll sich um einen Studentenscherz gehandelt haben. Der Eintrag wurde von einem Anschluss in Österreich aus bei Wikipedia platziert.

- Nach der Ernennung Karl-Theodor zu Guttenbergs zum deutschen Wirtschaftsminister im Februar 2009 ergänzte ein anonymer Nutzer dessen Vornamen. Der falsche Wilhelm wurde von zahlreichen Medien übernommen.

- Im Februar 2009 berichtete die britische BBC, dass der damalige Premierminister Gordon Brown in einer Rede ein falsches Alter des Malers Tizian genannt haben soll. Dafür kritisierte ihn der konservative Oppositionsführer im Unterhaus. Die Wikipedia bestätigte aber die Angaben Browns, sodass ein Mitarbeiter der Opposition den entsprechenden Eintrag wiederum schnell abänderte. (sda)



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