08.01.2024

So wird 2024

Angst vor Stellenabbau, mehr Inhouse-Cases und KI

Welche Themen fordern die Medien- und Kommunikationsbranche im Jahr 2024 heraus? Wo geht es vorwärts? In Teil drei unserer Neujahrsumfrage: Stefan Wabel (VSM), Siri Fischer (IGEM), Gina Bachmann (JJS), Nadine Huggel (ASW), Hans-Peter Nehmer (HarbourClub).

Stefan Wabel, Geschäftsführer VSM

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Die wirtschaftliche Basis des Journalismus kommt weiter unter Druck, eine Entspannung ist leider nicht in Sicht. Die Medienunternehmen sind nicht untätig, sondern investieren trotz aller Sparbemühungen kontinuierlich in die Transformation des Geschäftsmodells. Etwas Entspannung bringen könnte die Medienpolitik: Der Ausbau der indirekten Presseförderung und der Schutz respektive die Vergütung unserer Inhalte in der digitalen Welt sind gut aufgegleist. Jetzt braucht es aber das Parlament, welches die beiden Vorstösse rasch vorwärtsbringt. Nur so ist die Informationsversorgung in allen Regionen der Schweiz auch in Zukunft sichergestellt.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Vorwärts geht es insbesondere in der Entwicklung der generativen künstlichen Intelligenz. Hier gibt es viele Lichtblicke, welche für die Medienunternehmen sehr spannende Perspektiven bieten und die Qualität des Journalismus weiter verbessern werden. Es gibt dabei aber auch viele Herausforderungen zu meistern. Nicht zuletzt die grundlegende Frage: Wem vertrauen wir eigentlich? Und was sind wir als Gesellschaft bereit, für diese Verlässlichkeit zu zahlen? Diese Fragen werden zentraler denn je. Denn was auf jeden Fall klar ist: Es braucht unabhängigen Journalismus, der berichtet, was passiert, einordnet und erklärt – damit wir die Welt verstehen und damit wir uns eine eigene Meinung bilden können. Es gibt keine Alternative dazu.»




Siri Fischer, Geschäftsführerin IGEM

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Die aktuell grössten Herausforderungen liegen momentan in der Forschung. Daten und Datenmodelle liegen zwar im Trend, aber gleichzeitig muss sich die Forschung behaupten, um weiterhin Transparenz schaffen zu können. Einerseits besteht Spardruck auf die Forschungsbudgets, andererseits steigen die Preise für die Erhebungen selbst. Nur schon das Beibehalten der bisherigen Qualitätsstandards kann in einigen Fällen zu höheren Ausgaben führen. Derzeit liegt der Fokus weniger auf konvergenten Daten, welche die Reichweiten und Wirkungen von verschiedenen Bewegtbild- und Audiokanälen zusammenführen, als auch schon. Stattdessen stehen 2024 vor allem Weiterentwicklungen innerhalb einzelner Mediengattungen an, wie zum Beispiel das Erfassen von Online Streams für TV und Radio oder der Ausbau der Messung und Planbarkeit von TV Replay Ads.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Wir starten das neue Jahr mit zwei neuen Mitgliedsfirmen und einem vollständig ausgebuchten Event zu Digital out of Home. Durch die erstmalige Schätzung der Nettoumsätze von YouTube, Search und Social Media mit der Stiftung Werbestatistik konnten wir die Transparenz im Digitalmarkt wesentlich steigern. Diesen Weg setzen wir 2024 fort, um die Entwicklungen aufzuzeigen. Unsere repräsentative Studie Digimonitor zur Nutzung von elektronischen Medien und Geräten in der Schweiz setzen wir neu auf und bauen den Umfang aus. Am 5. September können wir dann bereits die elfte Ausgabe des Digimonitors präsentieren. Die erfreuliche Entwicklung unseres Ausbildungsangebots zeigt sich insbesondere im stark nachgefragten Crashkurs Mediaplanung, den wir im Jahr 2024 gleich dreimal anbieten können. Insgesamt sind wir bestrebt, am Puls der Zeit Themen rund um die kommerzielle Kommunikation in den elektronischen Medien aufzugreifen und zu unterstützen.»

 




Gina Bachmann, Co-Präsidentin JJS

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Der Stellenabbau in den grossen Medienhäusern geht weiter. Das gefährdet den Nachwuchs im Journalismus. Wenn jungen Medienschaffenden gekündigt wird, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass sie die Branche wechseln. So verliert der Journalismus viele junge und innovative Kräfte. Zudem schreckt der Abbau viele davon ab, überhaupt in den Journalismus einzusteigen. Es wird für uns als Verein also noch schwieriger, junge Journalistinnen und Journalisten vom Beruf zu begeistern und ihnen eine Perspektive aufzuzeigen.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Wir werten es als positiv, dass die Politik wieder über die Medienförderung diskutiert. Es geht bei den Massnahmen unter anderem um die Förderung der Aus- und Weiterbildung, wovon der Nachwuchs direkt profitieren könnte. Am meisten Hoffnung machen mir aber die Begegnungen mit jungen Journalistinnen und Journalisten. Die 17-Jährige, die einen eigenen Podcast lanciert hat. Der freischaffende Student, der seine ersten grossen Texte publiziert. Die Radiojournalistin, die auf Instagram ihren Followern den Beruf erklärt. Diese Menschen sind die Zukunft unserer Branche und wir müssen ihnen Sorge tragen.»




Nadine Huggel, Präsidentin ASW

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Was für alle gilt, gilt auch für Agenturen: Die rasanten Veränderungen rund um KI wirken sich auf die Kommunikationsbranche aus. In vernünftigem Mass mit der Entwicklung Schritt zu halten und gleichzeitig das Alltagsgeschäft weiterzuentwickeln, ist für kleinere bis mittlere Agenturen eine Herausforderung. Und natürlich sind da die üblichen Verdächtigen: Mangel an qualifiziertem Personal, eine abflauende Wirtschaftslage, welche viele Unternehmen dazu bringt, im Marketing einzusparen. Gleichzeitig gibt es eine Tendenz, dass Kunden vieles selbst umsetzen. Eine Agentur muss sich der Frage nach der Daseinsberechtigung in der Folge mehr stellen als früher.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren viel verändert, auch und gerade im Marketing. Nach einem weiteren Schub im Zuge von Corona scheint es mir, dass nun eine gewisse Konsolidierung stattfindet, auch mit der Folge, dass klassische Kommunikationsinstrumente wie Print wieder an Relevanz gewinnen. Diese Relativierung erachte ich als Fortschritt mittels Rückbesinnung. Die Ohren sind wieder offen für einen sinnvollen Instrumentenmix, es gilt nicht mehr nur online ist Trumpf. Gleichzeitig ist KI natürlich auch eine Chance, die Möglichkeiten auf allen Ebenen der Kommunikation auszudehnen.»




Hans-Peter Nehmer, Präsident HarbourClub

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Die grösste Herausforderung wird es sein, in der Kommunikation relevant zu bleiben, weil die Informationsflut über Medienkanäle ständig wächst. Man muss sich in diesem Informationsdschungel mit vertrauenswürdiger Kommunikation Gehör verschaffen. In einer Zeit der Fehlinformation erfordert effektive Kommunikation eine nahtlose Integration verschiedener Kommunikationskanäle und -strategien und eine stetige Anpassung an das sich verändernde Nutzerverhalten.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Sachkundige Kommunikation und Fachwissen sind in unsicheren Zeiten entscheidend. Unternehmen mit Expertise geniessen Vertrauen und Erfolg. Und Vertrauen ist ein entscheidender Faktor für Erfolg in der heutigen Medienlandschaft. Auch können Unternehmen mithilfe von Daten Einblicke in das Nutzerverhalten gewinnen, personalisierte Botschaften erstellen und die Effektivität ihrer Kommunikationsstrategien messen. Dies ermöglicht eine gezieltere und effizientere Kommunikation. Neue Technologien bieten Chancen für innovative Strategien und Wettbewerbsvorteile.»


Bereits erschienen:

- Teil 1 mit Anna Jobin, Thomas Wildberger, Roland Ehrler und Susan Boos.

- Teil 2 mit Audrey Arnold, Martina Fehr, Nadja Mühlemann und Jürg Bachmann.


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