04.01.2024

So wird 2024

Viel Geldsorgen, mehr Kreativität und KI

Welche Challenges bringt das neue Jahr? Und in welchen Bereichen gehen Türen auf? In Teil eins unserer Neujahrsumfrage geben Emek-Präsidentin Anna Jobin, ADC-Präsident Thomas Wildberger, SWA-Direktor Roland Ehrler und Presseratspräsidentin Susan Boos Auskunft.

Anna Jobin, Präsidentin Emek


Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Die Dringlichkeit einer nachhaltigen Finanzierung von Journalismus im digitalen Zeitalter bleibt ein Dauerthema. Die Eidgenössische Medienkommission (Emek) hat Anfang 2023 Empfehlungen präsentiert, wie eine zukunftsgerichtete Stärkung der privaten Medien langfristig aussehen sollte. Schon heute braucht es Sofort- und Übergangsmassnahmen, insbesondere für Medien auf lokaler und regionaler Ebene. Ebenfalls beschäftigen werden uns Fragen rund um die SRG. Eine der Herausforderungen wird sein, diese Diskussion faktenbasiert und mit ganzheitlichem Blick zu führen. Neben einer Vielfalt von privaten Medien braucht die mehrsprachige Schweiz einen verlässlichen medialen Service public, der die gesamte Gesellschaft mit gleichwertigen Leistungen erreicht. Auch das Thema künstliche Intelligenz wird kaum vom Radar verschwinden. Die Emek hat deshalb bereits fünf wichtige Effekte des KI-Booms auf die Medien identifiziert und wird sich weiterhin mit deren Risiken und Chancen beschäftigen.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Über korrekte Informationen, Recherchen sowie Einordnung und Hintergründe zu verfügen, bleibt wichtig für eine funktionierende Demokratie. In der Schweiz gibt es nach wie vor viele Medien, die gute Arbeit leisten. Insbesondere die essenzielle Arbeit von Journalist:innen in einem immer schwieriger werdenden Umfeld ist deshalb ein echter Lichtblick. Zudem wurde in diesem Jahr ein nationaler Aktionsplan für die Sicherheit von Medienschaffenden lanciert, der konkrete Massnahmen enthält, von Sensibilisierung bis hin zu Unterstützung bei Drohungen und Gewalt. Das ist ein Zeichen, dass anerkannt wird, wie wichtig journalistische Arbeit ist.»


Thomas Wildberger, Präsident ADC

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Der ADC Switzerland muss seine Relevanz beibehalten. Indem wir aufzeigen, dass Kreativität der Schlüssel zum Erfolg ist. Dass sich Kreativität in vielfacher Hinsicht lohnt. Und dass kreative Lösungen mehr Spass machen: den Machern, denen, die das Ergebnis sehen, und denen, die nachher das Geld zählen, weil die Kommunikation nachgewiesen erfolgreicher wirkt. Und die unseren Club prägende Exzellenz muss bewahrt bleiben. Deswegen verstärkt der ADC Switzerland seine Bemühungen in Sachen Creative Empowerment. Wir wollen die Leute befähigen – egal ob Members, Kund:innen, Nachwuchskreative oder Frauen, die in kreative Führungspositionen gehören. Unser Ziel ist es, Kreativität als das wichtigste Instrument in der Werbe- und Kommunikationsbranche zu fördern, selbstverständlich im Einklang mit modernster Technologie. Also ja zu AI, im Sinne von Augmented Intelligence. Alle, die auch so offen sind für Veränderung, gehören zu uns und zeigen auch in 2024, wie’s geht.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Als grenzenloser Optimist blicke ich täglich auf ein Strahlenmeer. Lichtblicke sind wie vorher erwähnt die zahllosen, tollen Möglichkeiten, die sich uns durch die neue Technologie erschliessen.»



Roland Ehrler, Direktor SWA

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Als Verband sind die Herausforderungen unserer Mitglieder auch unsere Herausforderungen. Für viele Unternehmen wird das Thema künstliche Intelligenz im nächsten Jahr einen grossen Stellenwert erhalten. Dazu höre ich aus dem Markt, dass gar Projektgruppen oder eine Task Force gebildet wurde, um den Anschluss nicht zu verpassen. Daneben wissen wir aus unseren Kontakten mit den SWA-Mitgliedern, dass die digitale Transformation, die Customer Journey, das Datenmanagement, der ROI oder schlicht der Wunsch, die Kundenerfahrung zu verbessern, weiterhin Top-Themen sind. Im SWA werden wir uns deshalb ebenfalls mit diesen Herausforderungen befassen und versuchen, unseren Mitgliedern zur Seite zu stehen. Zum Beispiel mit Services oder Events. Unser Jahresmeeting vom 7. März widmen wir dabei ausschliesslich der künstlichen Intelligenz in Marketing und Kommunikation.»  

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Obwohl sich die Konsumentenstimmung im Herbst nochmals eingetrübt hat, kommt es doch meist besser als erwartet. Klar drücken höhere Krankenkassenprämien oder Stromkosten auf die Stimmung vieler Konsumenten. Mit einem Blick auf das Weltgeschehen müssen wir jedoch in der Schweiz mehr als zufrieden mit unserer Situation sein. Zu einem Lichtblick könnten die zahlreichen Anwendungen rund um die künstliche Intelligenz werden. Nicht nur in der Marketing- und Werbebranche, sondern für die ganze Menschheit. Hier bin ich sehr gespannt, was noch alles auf den Markt kommt.»


Susan Boos, Präsidentin Presserat

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Den Schweizer Presserat wird im kommenden Jahr die sogenannte künstliche Intelligenz (KI), die Native Ads und das Geld beschäftigen, um nur drei Themen herauszugreifen. Die KI-Programme sind gekommen, um zu bleiben. Wie dürfen wir Journalist:innen sie nutzen? Der Journalismuskodex steckt den Rahmen bereits ab. Klar ist: Inhalte, die mittels KI-Programmen hergestellt wurden, müssen vor der Publikation nach journalistischen Kriterien (Wahrhaftigkeit, Genauigkeit, Verlässlichkeit, Quellennennung) überprüft werden. Klar ist auch, dass künstlich generierte Inhalte als solche gekennzeichnet werden müssen. Unklar ist noch, wie diese Transparenz genau auszusehen hat. Um mehr Klarheit zu schaffen, wird der Presserat Anfang Jahr entsprechende KI-Leitlinien publizieren. Native Ads – die Werbung, die sich als journalistischer Inhalt tarnt – diffundieren in die redaktionellen Bereiche. Zuständig für faire Werbung ist die Lauterkeitskommission und die sagt, dass sich Native Ads bezüglich Layout vom redaktionellen Inhalt klar abheben und eindeutig als Werbung gekennzeichnet werden müssen. Der Journalismuskodex und die Richtlinie 10.1 (Trennung zwischen redaktionellem Teil und Werbung) widmen sich auch dieser Problematik, der Presserat ist aber weniger streng als die Lauterkeitskommission. Das ist nicht logisch und muss geändert werden.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Das Geschäftsmodell, mit Journalismus Geld zu verdienen, steht schon länger unter Druck. Entsprechend kämpft auch der Presserat, der von der Branche getragen wird, mit schwierigen ökonomischen Verhältnissen. Es zeichnen sich Zwischenlösungen ab, die sind aber noch nicht in trockenen Tüchern. Doch eine gute Nachricht gibt es: In einer Welt, die zunehmend von unkontrollierten KI-Inhalten zugemüllt wird, wird guter, echter Journalismus immer wichtiger.»



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