07.01.2024

So wird 2024

Pitch-Alternativen, wenig Nachwuchs und KI

Welche Herausforderungen stehen im neuen Jahr an? Im zweiten Teil unserer Neujahrsumfrage: LSA-Geschäftsführerin Audrey Arnold, MAZ-Direktorin Martina Fehr, IAM-Leiter Guido Keel, AWS-Geschäftsführerin Nadja Mühlemann und KS-Präsident Jürg Bachmann.

Audrey Arnold, Geschäftsführerin LSA

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Auch im 2024 werden wir uns weiterhin mit Themen wie der digitalen und grünen Transformation, dem Fachkräftemangel oder Fake News beschäftigen. Ich gehe davon aus, dass die spürbare Zurückhaltung bei grösseren Budgets und Projekten auf Kundenseite leider weiterhin bemerkbar sein wird. Auch wird die Branche in der Agenturevaluation weiterhin gefordert sein. Die stetige Sensibilisierung auf alternative und faire Verfahren für beide Seiten – wie beispielsweise den Chemistry Meetings – ist daher ein wichtiges Verbandsthema im kommenden Jahr. Jedoch möchte ich auch auf den Branchenindikator 2024 vom SWA und LSA verweisen. Die Ergebnisse der jüngsten Umfrage publizieren wir im Januar. Auf diese bin ich bereits sehr gespannt.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Herausforderungen sind immer auch Chancen. Die Branche muss sich dem Wandel und aktuellen Themen stellen, das ist äusserst spannend. Denn Agenturen sind bei neuen Entwicklungen immer vorne dabei und können sich damit positionieren. Als Verband werden wir unseren Mitgliedern weiterhin den Boden dafür bieten und sie unterstützen. Und zu guter Letzt weiss man ja auch: Nach schwierigeren Zeiten geht es immer auch wieder aufwärts.»



Martina Fehr, Direktorin MAZ

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Wir sind generell mit Widersprüchlichem konfrontiert – was ist echt, was scheint nur so, wem kann ich trauen, wem nicht? In der Lage zu sein, das Falsche vom Wahren zu trennen, eine Grundskepsis zu bewahren, wird an Wichtigkeit gewinnen. Dies ist eine fundamentale Aufgabe des Journalismus – und von uns als MAZ, diese Fähigkeiten zu vermitteln. Konkret stellt der Mangel an Nachwuchs eine zentrale Problematik im Journalismus dar: Es gilt aufzuzeigen, welch facettenreiche und bedeutende Aufgabe es ist, als Journalistin oder Journalist tätig zu sein. Als MAZ setzen wir uns aktiv dafür ein, den Qualitätsjournalismus zu stärken. Es ist unsere Aufgabe, die Vielschichtigkeit und Wichtigkeit dieser Berufung zu vermitteln und so den Grundstein für eine erfolgreiche Karriere im Journalismus zu setzen.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Beim Einsatz künstlicher Intelligenz. KI ist Gefahr und Chance zugleich. Durch KI können Bild, Ton und Video noch einfacher gefälscht werden. Das akribische Prüfen von Fakten, das Demaskieren von Fälschungen, die Recherche vor Ort wird ein viel stärkeres Gewicht erhalten. Gleichzeitig können sich dank KI Journalistinnen und Journalisten bei Transkriptionen oder komplexen Datenabfragen unterstützen lassen und sich auf ihre Hauptaufgaben fokussieren. Die Suche nach der Wahrheit – die Kernaufgabe des Journalismus – wird noch stärker in den Fokus rücken. Wir alle brauchen vertrauenswürdige Quellen. Der verantwortungsbewusste Umgang mit KI ist Voraussetzung dafür; es gilt, die journalistische Integrität zu wahren, sich Richtlinien zu geben, den Einsatz von KI transparent auszuweisen.»


 

Guido Keel, Leiter IAM / ZHAW

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Im September 2024 starten wir mit einem stark überarbeiteten Curriculum unseres Bachelor-Studiengangs, der neu BA Kommunikation und Medien heisst. Bis dann gibt es noch viele inhaltliche und administrative Fragen zu klären und Lernformate zu entwickeln. Weiter spürt nicht nur der Journalismus den Kostendruck, sondern auch die Bildung. Es wird 2024 eine Herausforderung sein, die knapperen Mittel so einzusetzen, dass wir die Qualität der Lehre und Forschung hoch halten können.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Das neue Curriculum steht in den Grundzügen, und es kommt bei den Mittelschulabsolvent:innen offenbar gut an: Wir verzeichnen an Infoveranstaltungen ein Rekordinteresse für den Studiengang. Das motiviert uns IAM-Mitarbeitende, die Entwicklung trotz manchmal widriger Umstände mit Hochdruck weiter voranzutreiben.»




Nadja Mühlemann, Geschäftsführerin AWS

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Die allgemeinen Perspektiven des Schweizer Werbemarktes wie auch der AWS-Mitgliederfirmen sind weitgehend von der weiteren Entwicklung der wirtschaftlichen und geopolitischen Lage abhängig. Die Wichtigkeit von vertrauensbildendem Branding wird im Zeitalter von KI und Deepfakes an Bedeutung gewinnen. Das analoge Plakat wie auch digitale Screens im öffentlichen Raum werden als öffentlich geteiltes, glaubwürdiges Statement noch wichtiger werden. Ökologische Nachhaltigkeit in der Kommunikationswertschöpfungskette ist zukunftsweisend. Die analoge und digitale Aussenwerbung mit dem geringsten CO2-Ausstoss pro 1000 Kontakte unter allen Werbemedien hat da sehr gute Karten – insbesondere, wenn Werbeauftraggebende bei der Medienwahl zunehmend ökologische Aspekte berücksichtigen.»

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Out of Home Media wird sich auch 2024 durch Resilienz auszeichnen. Wir vom Verband Aussenwerbung Schweiz gehen davon aus, dass sich der positive Trend zugunsten der Aussenwerbung im Media-Mix 2024 fortsetzen wird. Denn die fortschreitende Fragmentierung der Medienkanäle sowie der sich verändernde Medienkonsum machen die Aussenwerbung zum letzten reichweitenstarken Massenmedium. Spannend für unser Medium Plakat dürfte auch der Fakt sein, dass taktisches Werbeverhalten und damit die Kurzfristigkeit von Kampagnen zunehmen. Dadurch dürfte sich die Nachfrage nach programmatischen Buchungen weiter steigern.»




Jürg Bachmann, Präsident KS

Was sind die grossen Herausforderungen für das Jahr 2024 in Ihrem Bereich?
«Die Nachwehen der Covid-Pandemie und die unstabile Weltlage tragen dazu bei, dass die Wirtschaft verunsichert ist. Das spürt auch der Werbemarkt. Die Werbeumsätze sind volatil. Das werden sie auch im kommenden Jahr bleiben. Wir müssen alles daransetzen, den Werbemarkt zu stärken. Also weniger Hürden in Form von Werbeeinschränkungen und -verboten. Und wir werden weiter mit Nachdruck aufzeigen, dass Werbung unerlässliche Information für Wirtschaft und Demokratie ist.» 

Wo sehen Sie Lichtblicke, wo geht es vorwärts?
«Viele Entscheidungsträgerinnen und -träger aus Wirtschaft und Politik setzen sich für die Werbefreiheit ein. Diese positive Haltung stärkt die Werbung. Das Thema künstliche Intelligenz geht die Werbebranche positiv an und sucht gute Einsatzformen. Es ist gut, will der Bund die Regulierung der KI nicht übereilt angehen, sondern zuerst mit einer Auslegeordnung beginnen, über die man wieder reden können wird. Nächstes Jahr wird KI auch ein Teil unserer eidgenössischen Prüfungen für Kommunikationsleiterinnen und -leiter. Darum unterstützen wir die Motion von Nationalrat Jürg Grossen, der mit der Einführung eines Professional Bachelors und Professional Masters Titeläquivalenz anstrebt.»



Bereits erschienen:

- Teil 1 mit Anna Jobin, Thomas Wildberger, Roland Ehrler und Susan Boos.


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