18.05.2021

Impfkampagne des Bundes

«Das Herz-Symbol steht für Solidarität»

Das Bundesamt für Gesundheit BAG und Rod lancieren eine weitere grosse Kampagne zur Bekämpfung von Covid-19. Ist es die letzte? Und darf der Bund überhaupt so aktiv fürs Impfen werben? Adrian Kammer über die Hintergründe.
Impfkampagne des Bundes: «Das Herz-Symbol steht für Solidarität»
Hat selber noch kein Impf-Selfie gepostet: Adrian Kammer, Kampagnenleiter beim Bundesamt für Gesundheit BAG. (Bilder: zVg.)
von Edith Hollenstein

Herr Kammer, am Montag lancierten Sie eine grosse Influencer-Kampagne (persoenlich.com berichtete). Wie sind Christa Rigozzi, Crimer und Rudi Bindella in der neuen Kampagne involviert?
Die Inspiration für die Einbindung kam daher, dass viele Organisationen, Verbände und Unternehmen, aber auch Einzelpersonen, dem BAG ihre Unterstützung angeboten haben. So hat sich das BAG entschieden, die Initiative «Gemeinsam fürs Impfen» ins Leben zu rufen. Alle sind eingeladen, ihr persönliches Impf-Statement unter dem Hashtag #ichlassemichimpfen in den sozialen Medien öffentlich kundzutun. Dazu kann auch ein eigenes Kampagnensujet «Ein Herz für …» erstellt werden mit dem Poster-Tool, das wir am Montag lanciert haben unter bag-coronavirus.ch/herz.

Und Economiesuisse?
Auch der Wirtschaftsverband hat sich bereit erklärt, die Initiative «Gemeinsam fürs Impfen» zu unterstützen. Dies kann mit Statements zum Thema Impfen erfolgen, allenfalls aber auch, indem die einzelnen Mitglieder in ihren Unternehmen die Botschaften und das Herz-Symbol weitertragen. 

Welche weiteren Akteure haben Sie an Bord geholt?
Es geht hier um eine breite Gruppe von Organisationen wie beispielsweise Swiss Olympic aber auch Einzelpersonen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, die sich entweder anerboten haben oder direkt angefragt wurden über das BAG und die Agentur. In den nächsten zwei Wochen dürfte dies Fahrt aufnehmen.

«Jetzt möchte das BAG darauf hinweisen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich nach einem Impftermin zu erkundigen»

Darf der Bund überhaupt so offensiv fürs Impfen werben?
Das BAG hat den Auftrag, die Öffentlichkeit über die Gefahren des Coronavirus und Möglichkeiten zur Verhütung und Eindämmung von Covid-19 zu informieren. In der ersten Phase der Informationskampagne zur Covid-19-Impfung stand die Bekanntmachung des Informationsportals bag-coronavirus.ch/impfung und der nationalen Infoline im Vordergrund. Meinungsbildung setzt eine gute Informiertheit voraus. Jetzt möchte das BAG darauf hinweisen, dass jetzt ein guter Zeitpunkt ist, sich nach einem Impftermin zu erkundigen.


Der TV-Spot thematisiert primär das befreiende Gefühl nach der Impfung. Hätte angesichts der am ehesten bei jungen Menschen und der ländlichen Bevölkerung verbreiteten Impfskepsis nicht der Solidaritätsgedanke stärker in den Fokus gerückt werden sollen?
Der Spot nimmt auf, dass der Zugang zur Impfung für die breite Bevölkerung die Aussicht auf eine Rückkehr zur Normalität schafft. Dass dies nur gemeinsam gelingt, liegt auf der Hand. Das verbindendende Herz-Symbol möchte genau diesen solidarischen Aspekt in den Mittelpunkt rücken. 

... Oder Impfprivilegien? Das würde doch besser wirken. 
Das BAG setzt sich mit der Informationskampagne immer zum Ziel, die ganze Bevölkerung zu erreichen. Um die Auswirkungen der Pandemie effektiv einzudämmen, braucht es das Mitwirken von uns allen. Indem wir uns mit der Covid-19-Impfung vor dem Coronavirus schützen und uns an die Hygiene- und Verhaltensregeln halten, leisten wir einen wichtigen Beitrag dazu.

«Ich selber bin noch nicht geimpft, ich bin aber zuversichtlich, dass dies auch bei mir bald der Fall sein wird»

Sie selber Herr Kammer: Hatten Sie selber bereits «Impfglück»? Oder wann ist es bei Ihnen so weit?
Ich selber bin noch nicht geimpft, ich bin aber zuversichtlich, dass dies auch bei mir bald der Fall sein wird – wie bei allen, die für sich entschieden haben, dass eine Impfung für sie infrage kommt.

Werden Sie ebenfalls ein «Vaxxie» (Impf-Selfie) machen und falls ja: Wem schicken Sie es?
Ehrlich gesagt, das habe ich mir so noch nicht überlegt. Ich bin ja im Austausch mit meinem persönlichen Umfeld und die kennen alle meine Position dazu.

Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie wollen sich 73 Prozent der Schweizer Bevölkerung impfen lassen. Das ist bereits ein sehr grosser Anteil. Wozu braucht es denn die neue Kampagne überhaupt?
Dass die Impfbereitschaft steigt, ist erfreulich. Die Informationskampagne kommt zum genau richtigen Zeitpunkt. Jetzt ist eine grosse Nachfrage, das stimmt. Das BAG möchte möglichst alle Menschen erreichen. Dazu gehören auch Personen, die gegenüber einer Impfung aufgeschlossen sind, sich aber noch nicht nach einem Termin erkundigt haben.

Wann ist das Ziel dieser Kampagne erreicht?
Wenn sich alle geimpft haben, die möchten. Wir hoffen natürlich, dass die Impfbereitschaft weiter steigen wird. 

«Die Zusammenarbeit mit Rod ist vorläufig bis Ende Jahr vorgesehen»

In der NZZ am Sonntag war die Rede von 23 Millionen Franken, die «So schützen wir uns» bislang gekostet hat. Wenn 80 Prozent in die Platzierung flossen: Ist es korrekt, dass die verantwortliche Agentur Rod 20 Prozent, also 4,6 Millionen Franken, für ihren Aufwand erhalten hat?
In dieser Verteilung sind auch Aufwendungen für Dritte, etwa spezialisierte Drittagenturen, Film- und Fotoproduktionen und Ähnliches, seit Februar letzten Jahres eingerechnet.

Rechnen Sie damit, dass dies, wenn sie denn erfolgreich verläuft, die letzte BAG-Corona-Kampagne ist? 
Eine Erkenntnis in dieser Pandemie ist, dass man keine Prognosen machen sollte und schon gar nicht als Kampagnenteam. Das Kampagnenteam beim BAG lässt sich allein davon leiten, was aktuelle Informationsbedürfnisse der Bevölkerung sind und wo eine Kampagne einen Beitrag leisten kann. Klar ist aber auch: Mit der Impfung sind die Aussichten auf eine Rückkehr zur Normalität real. 

Wie lange werden Sie weiter mit der Agentur Rod zusammenarbeiten?
Die Zusammenarbeit ist vorläufig bis Ende Jahr vorgesehen.

Die Fragen wurden schriftlich beantwortet.



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Kommentare

  • Hans Peter Roth, 18.05.2021 09:02 Uhr
    Eure Berichterstattung ist gerade etwas sehr Corona-Impfkampagnen-lastig
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