24.09.2014

Autovertising

"Die Werbeform Privatautos wurde in ein schlechtes Licht gerückt"

Vier Berner Jungunternehmer vermitteln PKW als Werbefläche.
Autovertising: "Die Werbeform Privatautos wurde in ein schlechtes Licht gerückt"

Herr Schmid, Sie betreiben mit drei Partnern die Firma Autovertising. Wie funktioniert das Ganze?
Flurin Schmid: Ganz einfach, wir machen Privatautos als Werbeflächen nutzbar und verschaffen den Fahrern damit einen Nebenverdienst.

Was liegt denn für die Autobesitzer drin?
Ein Nebenverdienst, der je nach Art von Branding und Dauer bei bis zu 1800 Franken pro Jahr liegt.

Was macht das Auto als Werbefläche attraktiv?
Laut Studien erhalten Werbungen dieser Art eine überdurchschnittliche Beachtung. Wenn ein Auto vor einem Rotlicht steht, erzeugt eine gebrandete Heckscheibe 20 bis 30 Sekunden Impressionszeit. Fährt ein Wagen um 17 Uhr über den Seedamm, kann man schon fast 20 Minuten einer Marke ausgesetzt sein. Vom Betrachter wird Werbung auf Fahrzeugen auch nicht als störend empfunden. Dazu eröffnet sich eine qualitative Dimension dieser Werbeform: Der Autofahrer wird zum Markenbotschafter und streut Empfehlungen zum Produkt in seinem sozialen Umfeld.

Werden die Leute so nicht missbraucht?
Nein, im Gegenteil! Die angemeldeten Fahrer werden von uns vergütet. Ausserdem bestimmen sie selber, wofür sie werben möchten. Für jede Kampagne kriegen die Fahrer den Designvorschlag des möglichen Brandings zu sehen und können selber entscheiden, ob sie ihr Auto branden lassen möchten oder nicht.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen gemeinsam mit ihren Partnern ins Autowerbe-Geschäft einzusteigen?
Ich fahre seit fünf Jahren ein gebrandetes Auto und mir ist immer wieder aufgefallen, wie das Branding die Blicke der Passanten anzieht. Deshalb stellte ich mir die Frage, wie man diese Werbeform für werbetreibende Firmen attraktiv machen kann.

Die Idee ist doch recht alt, oder?
Ja, im Prinzip schon. Bereits in den Neunziger Jahren gab es in den USA eine Firma, die über eine Million registrierte Autos in ihrer Datenbank hatte. In Chile und Südafrika beispielsweise ist diese Werbeform ebenfalls etabliert. Auch bietet die Deutsche Post seit 2013 Werbung auf Privatautos in grossem Stil an. In der Schweiz wurden bereits Versuche in dieser Richtung unternommen - die Angebote verschwanden jedoch schnell wieder. Kurz bevor wir unsere Website live geschaltet haben, tauchte ein weiterer Anbieter in Zürich auf, welcher die Werbeform Privatautos ebenfalls seriös und kompetent vermittelt.

Was hebt Autovertising von der Konkurrenz ab?
Die ausgeklügelte Suchfunktion. Sie ermöglicht es den Unternehmen, ihre Marke auf den Autos zielgruppengenau zu platzieren. Dabei kann man nebst Auto, Einsatzgebiet, Fahr- und Parkverhalten auch noch vordefinierte Interessen und Aktivitäten auswählen, um eine grösstmögliche Übereinstimmung mit der beworbenen Marke zu erzielen. Einzelne Unternehmen unterstützen wir mit zusätzlichen Massnahmen bei der Integration von Privatautos als Werbefläche in ihren Kommunikationsmix. Und mit dem in den letzten Monaten entwickelten Tracking-System verfügen werbetreibende Firmen über einen wichtigen Kontrollmechanismus.

Für welche Firmen ist Autovertising interessant?
Ganz einfach gesagt: Für Firmen, die ein Budget für Aussenwerbung haben. Firmen, die Plakate aufhängen lassen und Verkehrsmittelwerbung nutzen. Unter anderem haben wir Kampagnen geschaltet für eine Marketing Agentur, für eine Sprachschule, für die Zeitschrift "Automobil Revue" sowie für verschiedene Events. Grosses Potential sehen wir bei Consumer Goods und bei Tourismusdestinationen. Grundsätzlich eignet sich diese Werbefläche gut, um Awareness für einen Brand zu erzeugen.

Das Portal ist seit Ende 2013 online. Wie viele Autos befinden sich mittlerweile in der Datenbank?
Rund 1000 Privatwagen. Darunter sind nicht nur irgendwelche Studentenautos, sondern auch BMWs, Mercedes, Audis. Unsere Datenbank vergrössert sich täglich, stösst bei den Autofahrern also auf grosses Interesse.

Welche Entwicklungen stehen an?
In den vergangenen Monaten haben wir uns der Problematik der Messbarkeit von bewegten Werbeflächen angenommen. Zusammen mit der Firma DFRC AG haben wir im Rahmen des Programms LBASense City Monitoring die AV-Box zur Messung der Werbeeffizienz entwickelt. Mit dieser Box werden die Fahrstrecken der Werbeträger aufgezeichnet – mit personalisiertem Login kann der Werber zeitversetzt genau sehen, in welchen Gebieten seine Werbeträger unterwegs waren. Ebenfalls kann das System die Personendichte in der Umgebung der gebrandeten Autos messen – damit können wir die Bruttoreichweite der Werbefläche schätzen. Eine weitergehende Wirkungsstudie, welche eine noch genauere Berechnung der Bruttoreichweite erlaubt, ist in Planung.

Was sind Ihre konkreten Ziele?
In der Vergangenheit haben unseriöse Anbieter die Werbeform Privatautos in ein schlechtes Licht gerückt. Mit einem professionellen Ansatz wollen wir diese Werbeform wiederbeleben und Unternehmen endlich auch in der Schweiz ermöglichen, von dieser spannenden Kommunikationsmöglichkeit zu profitieren.

Interview: Adrian Schräder//Bilder: zvg



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