19.01.2017

Prognose Werbemarkt 2017

Hart, schneller und mehr

Sind wir in ein «grauenhaftes» Jahr gestartet, wie Verlegerpräsident Pietro Supino letzte Woche sagte? Tatsächlich könnte es schwierig werden. Doch es gibt auch ermutigende Trends, wie eine Umfrage unter den Chefs der grössten Schweizer Media- und Werbeagenturen zeigt.
Prognose Werbemarkt 2017: Hart, schneller und mehr
Geht die Kurve nach oben? Aufschluss über den Werbedruck geben Statistiken, z.B. von Mediafocus. (Bild: Edith Hollenstein)
von Edith Hollenstein

Andreas Widmer, CEO Y&R Group (Advico Y&R, Futurecom, Wunderman)

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«Wir erwarten ein positives 2017 in einem höchst dynamischen Umfeld. Digitale Kanäle und innovative Werbekonzepte werden weiter an Bedeutung gewinnen und tradierte Verbreitungsformen und Konzepte verstärkt unter Druck setzen. Da wir im digitalen Umfeld gut aufgestellt sind, sind wir überzeugt, dass wir vom Digitalsierungsdruck profitieren können, indem wir unseren Kunden Orientierung und business-relevante Lösungen bieten.»




Thomas Städeli, CEO Wirz

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«In unserer Planung gehen wir von einem ähnlich erfolgreichen Jahr wie dem vergangenen aus. Was das Volumen des Gesamtwerbemarkt angeht, sind wir – im Gegensatz zu den grossen Medienhäusern – schon seit langem nicht mehr davon abhängig, wieviel ausgegeben wird. Sondern davon, wie effizient und effektiv wir die Mittel für unsere Kunden einsetzen. Darum konzentrieren wir uns auch 2017 primär auf die Kraft der Ideen. Und nutzen alle möglichen und oft auch unmöglichen Kanäle dazu, damit diese die Köpfe und Herzen der Zielgruppen im Interesse unserer Auftraggeber erobern.»



Roman Hirsbrunner, CEO Jung von Matt/Limmat

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«Um es mit dem Wort von Pietro Supino zu sagen: 2017 wird ganz schön grauenhaft. Grauenhaft spannende Projekte, grauenhaft viel zu tun und ganz sicher grauenhaft viele neue Möglichkeiten auf dem Werbemarkt. In kurz: 2017 wird wie 2016, einfach schneller und mehr.»




Frank Bodin, CEO Havas Switzerland

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«2017 wird brutal hart. Noch grössere Sorgen als die Prosperität der Schweizer Medien- und Werbebranche sollten uns die globalen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen machen. Entsprechend wichtig ist es, wenn wir aus der Schweiz heraus positive, vorbildliche, innovative, kreative Impulse setzen können.»



Lennart Hintz, CEO Mediacom

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«Das Konsumentenverhalten zu beobachten und zu antizipieren wird in einer zunehmend schnelllebigen Gesellschaft mehr und mehr zu einer zentralen Fähigkeit – für Marketers ebenso wie für Agenturen und Medienhäuser. Ich sehe 2017 als ein Jahr mit Chancen und Risiken an. Wer innovative Werbeplatzierungen zu angemessenen Preisen anbieten kann, wird im Schweizer Werbemarkt Erfolg haben. Wer darüber hinaus den Werbungtreibenden Messbarkeit, Sicherheit und partnerschaftliche Beratung bieten kann, wird zu den Gewinnern zählen. Dass Innovation ein Schlüssel zum Erfolg sein kann, zeigen verschiedene Beispiele: LikeMag an der Schnittstelle von journalistischem Content und Native Advertising – aber auch die ‹Landliebe›, die in kurzer Zeit sehr grosse Auflagen erreichen konnte. Auf der anderen Seite beobachte ich des Öfteren, dass Angebote auf den Markt gebracht werden, die aus Verkäufersicht konstruiert sind, die Kundenbedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigen und gleichzeitig ein unrealistisches Preisniveau aufweisen. In einem Umfeld, bei dem Werbungtreibende hohen Zielsetzungen gerecht werden müssen, werden solche Angebote keinen nachhaltigen Erfolg haben. Verstärkt wird diese Situation durch einen zunehmenden Druck durch internationale Medienangebote, die in lokale Märkte vordringen. Mein Fazit: Ich erwarte 2017 einen moderat wachsenden, aber hart umkämpften Werbemarkt, in dem innovative, agile Anbieter mit guten Produkten erfolgreich sein werden und gute Chancen auf Wachstum haben.»




Manfred Strobl, CEO Mediaschneider

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«Wir bleiben auch für 2017 optimistisch, obgleich sich die Budgets natürlich weiter deutlich verschieben: Technologie gewinnt – Programmatic, Data Management, Modellierungen etc. –,  Search und Social sind weiterhin auf der Überholspur, Print blutet erneut, TV entwickelt sich ziemlich stabil, aber mit erhöhter Konvergenz und Plakat digitalisiert sich weiter und wird langfristig Volumen ausbauen. Das Kino bleibt spannend wie eh und je und definiert sich über erfolgreiche Blockbuster und tolle Säle. Unsere Kunden werden weiterhin so adaptiv wie nur möglich agieren, agil ihre Marktchancen nutzen und Planungen werden sich somit häufig anpassen müssen. Im Total erwarten wir ein leichtes Plus im Werbemarkt, der sich allerdings durch owned und earned weiterhin verwässert.»




Michi Frank, CEO Goldbach Group 

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«Generell wird der mobile Konsum von Medien und Informationen zunehmen. Für den Werbemarkt bleiben auch 2017 die reichweitenstarken Medien Radio und Fernsehen zentral. Die Aufmerksamkeit während dem TV-Konsum verteilt sich verstärkt auf mehrere Screens. Video wird an Bedeutung zunehmen. So steigt einerseits der Wert vernetzter und synchronisierter Kampagnen, gleichzeitig wird die Qualität der Werbekontakte noch stärker zum Thema. Für eine verbesserte Zielgenauigkeit der Werbeauslieferung sorgen Startup-Unternehmen, mit weiterentwickelten Tools und Lösungen. Ob neue Angebote wie VR oder Internet-der-Dinge für die Werbung langfristig interessant sein werden, ist noch nicht absehbar.»




Martin Schneider, CEO Admeira

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«Insgesamt gehen wir von einem leicht rückläufigen Werbemarkt aus. Insbesondere in Anbetracht der international unsicheren politischen und wirtschaftlichen Situation (US-Präsidentschaft, Terrorgefahr, Brexit) sind internationale Werbeauftraggeber im Vergleich zum Vorjahr eher vorsichtig. Im TV-Bereich gehen wir von einer stabilen Umsatzentwicklung aus. Print wird leider weiterhin verlieren, wenn auch nicht so stark wie im vergangenen Jahr. Digital wächst signifikant, allerdings nicht in der klassischen Display-Werbung, sondern mit Sonderwerbeformen, Native Advertising und im Bereich Video und Programmatic und Social Media. Stärkster Umsatztreiber für Admeira sind ein konvergenter Marktauftritt sowie individuelle, crossmediale Sonderwerbeformen. Hier verknüpfen wir inhaltlich und zielgruppengenau die verschiedenen Medienmarken und Kanäle unseres Portfolios.»




Sollte 2017 der Werbemarkt Schweiz tatsächlich wachsen, wäre das eine Trendwende. Denn seit 2011 stagniert er, wie Mediafocus am Mittwoch bekannt gab. 2016 betrug das Werbevolumen 5,37 Milliarden Franken. Das entspricht gerade mal einem Plus von 0,07 Prozent gegenüber dem Vorjahr (persoenlich.com berichtete). Da der Werbemarkt sehr ereignisgetrieben sei, wollte Mediafocus auf Anfrage von persoenlich.com keine Prognose für das laufende Jahr machen. (eh)



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