11.10.2016

Publicis

«Man hat oft ein falsches Bild vom Freelancer-Leben»

Nach zweieinhalb Jahren als Freelancer startet Peter Brönnimann bei Publicis. Im Interview sagt er, weshalb er die Selbstständigkeit an den Nagel hängt und warum er nicht als Kreativchef zur Agentur geht. Zudem äussert er sich zum Inserat auf der Front der NZZ.
Publicis: «Man hat oft ein falsches Bild vom Freelancer-Leben»
Arbeitet ab Ende Oktober bei Publicis: Peter Brönnimann. (Bild: zVg.)
von Michèle Widmer

Herr Brönnimann, Sie waren zweieinhalb Jahre selbständig unterwegs, nun lassen Sie sich wieder fest anstellen. Wurde die Selbständigkeit Ihnen zu mühsam?
Nein, mir das hat Freelancen grossen Spass gemacht. Man lernt so viele verschiedene Agenturtypen, Credos, Kulturen und Herangehensweisen kennen. So viele spannende, talentierte und liebe Menschen. Und man hat so wenig Sitzungen. Es war wirklich toll. Doch dann kam Thomas Wildberger mit der Idee, Johannes und mich als Doppelpack zu holen. Die Chance, mit so guten Leuten zusammen zu arbeiten, darf man sich nicht entgehen lassen. Thomas, Johannes und ich teilen die Leidenschaft für starke Ideen, aber auch die Art, zu arbeiten: hart, schnell und präzis und gleichzeitig doch locker und mit viel Spass.

Dass Sie zu Publicis wechseln überrascht. Man hätte erwarten können, dass Sie zu Serviceplan wechseln, weil dort einige ihrer früheren Leo-Burnett-Bekannten in der Verantwortung sind. Warum kam das nicht so?
Wir sind nach wie vor freundschaftlich verbunden, man trifft sich immer wieder auf ein Bier. Aber es war ganz einfach nie ein Thema, nicht für Serviceplan und nicht für mich.

Sie wechseln nicht als Kreativchef zu Publicis, das bleibt Thomas Wildberger. Mit welchem Zückerchen hat dieser Sie dennoch zu Publicis geholt?
In meinem Fall mit den Zückerchen Johannes und Thomas. Und mit der Idee, Johannes und mich eben gerade nicht als ECD oder Kreativchefs zu holen, sondern als aktive CDs, die gute Ideen und Kampagnen machen. Und schliesslich mit der Idee, Publicis weiter zu entwickeln.

Welche Rolle spielte der finanzielle Aspekt für den Entscheid? Als Freelancer muss man sein Budget ja genau im Blick haben.
Naja, auch als Angestellter sollte man sein Budget im Griff haben. Geld war für mich noch nie ein Entscheidungsgrund, auch in diesem Fall nicht. Es war einfach die Chance, mit exzellenten Leuten zusammen zu arbeiten und etwas zu bewegen.

Glauben Sie, dass Sie künftig bei Publicis mehr oder weniger arbeiten müssen, als als Freelancer.
Man hat von aussen oft ein völlig falsches Bild vom Freelancer-Leben. Ich war jedenfalls praktisch jeden Tag gebucht, zum Teil über Monate, Johannes Raggio ebenfalls. Wir sind also durchtrainiert.

Sie teilen sich die «Kreativspitze» mit Johannes Raggio, Ralph Halder und Patrick Suter. Vier Personen, die gemeinsam Entscheide treffen wird das nicht schwerfällig?
Im Gegenteil, es ist Entscheidungsfreude angesagt. Für mich ist Thomas die Kreativspitze, wir sind die Kreativbreite: Vier erfahrene Macher, jeder verantwortlich für seine Kunden, jeder trifft Entscheidungen. Natürlich stimmt man sich immer wieder mit Thomas ab und hilft einander.

Welche Entscheidungskompetenzen hat die Viererspitze, und was muss sie mit Thomas Wildberger absprechen?
Ach, solche Fragen möchten wir uns und allen andern ersparen. Viel wichtiger als Entscheidungskompetenzen sind heute doch die Kompetenzen jedes Einzelnen - und das hängt überhaupt nicht mit dem Titel zusammen.

Zum Abschluss noch ein anderes Thema: Am Samstag ist die NZZ erstmals mit einer verkauften Frontseite erschienen. Langfristig mache das Medienhaus damit die Marke kaputt, twitterten Sie darauf hin. Ist diese einmalige Aktion wirklich so schlimm?
Ich war persönlich schockiert, die NZZ ist ja kein Gratisblättli, sondern eine Zeitung von Weltformat mit Stolz und Haltung. Ich weiss, davon kann man keine Journalistenlöhne bezahlen. Aber eine Haltung ist erst eine, wenn sie Geld kostet. Ich fand es jedenfalls immer gut, dass die NZZ nicht jeden Quatsch mitmacht, den wir Werber uns ausdenken.



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Kommentare

  • Chris Heyduk, 10.10.2016 19:48 Uhr
    Was passiert mit den anderen Executive-, Text- und Art-CDs? Die Publicis hat jetzt etwa gefühlte 10 CDs. Zustände wie in den goldenen 80er und 90er Jahren.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

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